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Menschen zählen zu den Traumsymbolen, die vermutlich am häufigsten vorkommen. Nur selten sind wir in unseren Träumen vollkommen alleine. Fast immer spielen andere Menschen eine Rolle in unserem nächtlichen Kopfkino. Doch oft wissen wir nicht, wer diese Personen tatsächlich sind.
Unbekannte Menschen tauchen manchmal in unseren Träumen auf. Solche Träume sind häufig verwirrend, da uns die Gestalten darin im wirklichen Leben noch nie begegnet sind. Meistens kann man solche Träume jedoch relativ einfach deuten.
In Kürze zu: Träume von Fremden |
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Deutung von Träumen von Fremden
Wenn uns scheinbar unbekannte Personen in unseren Träumen begegnen, können die Ursachen und Bedeutungen dafür sehr unterschiedlich sein. Häufig symbolisieren Fremde im Traum einen speziellen Aspekt unserer eigenen Persönlichkeit. Eine fremde Person könnte somit einen Teil von uns darstellen, den wir bislang nicht wahrgenommen haben und der durch den Traum in unser Bewusstsein dringen möchte.
Gelegentlich stehen diese unbekannten Begegnungen auch für bestimmte Verhaltensmuster des Träumenden. Wird eine Frau etwa von Eifersucht und Misstrauen gegenüber ihrem Partner geplagt, dann könnte sie in ihren Träumen vermehrt auf Frauen treffen, die eifersüchtig agieren. Hierbei spiegelt die eifersüchtige Frau lediglich das eigene Verhalten wider.
Die Rolle der Gefühle im Traum
Für eine umfassende Traumdeutung sind jene Gefühle von Bedeutung, die man während der Begegnung mit der fremden Person im Traum erlebt hat. Wenn uns die unbekannte Person unheimlich erscheint oder Gefühle des Unbehagens auslöst, kommen Verhaltensweisen oder Eigenschaften unseres Ichs zum Vorschein, die wir normalerweise ablehnen, unterdrücken oder nicht wahrhaben wollen.
Betrachten wir das Beispiel der unbekannten Eifersüchtigen. Treffen wir im Traum auf eine unbekannte, eifersüchtige Frau und empfinden diese als besonders abstoßend, bedrohlich oder schlichtweg nervig, dann symbolisiert sie wahrscheinlich die eigene Eifersucht, die letztendlich nur das Ergebnis des eigenen unzureichenden Selbstbewusstseins ist. Der Träumer erkennt, dass Eifersucht ein destruktives Verhalten darstellt, das er selbst zutiefst ablehnt.
Träume von Fremden müssen jedoch nicht zwangsläufig negativ wirken. Ist uns die fremde Person im Traum sympathisch, offenbart sich ein Persönlichkeitsaspekt, den man verstärkt ausleben sollte. Der oder die Fremde stellt in diesem Fall das dar, was wir ausdrücken und darstellen möchten.
Betrachten wir einen Traum von einer Interaktion mit einer sehr offenen, kommunikativen und selbstbewussten Person. Solche Begegnungen sind nicht nur im Wachzustand erfrischend, sondern auch in der Traumwelt. Nehmen wir den Träumer, der von Eifersucht geplagt wird. Wie zuvor beschrieben, leiden Menschen mit weniger ausgeprägtem Selbstbewusstsein stärker unter diesem Gefühl als selbstbewusste Personen. Wer wenig Selbstbewusstsein hat, hat entsprechend auch Schwierigkeiten, offen und unbefangen auf andere zuzugehen. Der Traum von der lebhaften Unterhaltung mit dem netten Fremden könnte darauf hindeuten, dass man sich wünscht, ebenso selbstbewusst zu handeln.
Es gibt zwei grundlegende Arten von Träumen von Fremden. Die erste Art umfasst Träume, in denen tatsächlich Menschen vorkommen, die wir in der Wachwelt noch nie gesehen haben. Die zweite Art sind Träume von gesichtslosen Menschen oder Personen, deren Gesicht wir einfach nicht erkennen können.
Träume von fremden Gesichtern
In Träumen von Menschen, die uns in der realen Welt unbekannt sind, steht die Interaktion mit dieser Person im Vordergrund und kann Aufschluss über deren Bedeutung geben. Das Gespräch mit dem Fremden oder die Handlungen, die sie im Traum ausführen, enthalten wertvolle Hinweise auf die Interpretation. Ebenso bedeutsam für die Deutung des Traums von einem Fremden ist, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.
Nach C.G. Jung symbolisiert der unbekannte Mann in Männerträumen die unbewusste Schattenseite des Träumers, die ihn auffordert, sich intensiver mit seinen eigenen Schwächen und Fehlern auseinanderzusetzen. Eine fremde Frau hingegen repräsentiert die Anima, die weibliche Seite des Träumers.
Wenn eine Frau von einem unbekannten Mann träumt, steht dieser oft symbolisch für den Animus, die männliche Seite der Träumerin. In Träumen junger Mädchen wird der Animus häufig in der Gestalt eines Lehrers oder des Vaters dargestellt. Oft spiegeln fremde Traummänner auch die eigenen Erwartungen und Wünsche wider, die man an den eigenen Partner hat.
Träumt eine Frau von einer unbekannten weiblichen Figur, so bedeutet dies eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstbild und der eigenen Weiblichkeit. Ein solcher Traum kann als Aufforderung verstanden werden, sich intensiver mit der eigenen weiblichen Seite zu befassen oder sie bewusster zu leben.
Eine alte Frau kann symbolisch auch für die eigene Mutter stehen und tritt häufig bei unreifen Menschen auf, die sich nach Liebe, Schutz und Geborgenheit sehnen. Frauen mit roten oder schwarzen Haaren können auf bevorstehende Herausforderungen oder eine noch unerkannte Krankheit hinweisen.
Träume von Gesichtslosen
Bei Träumen, in denen gesichtslose Personen vorkommen, konzentriert sich die Aufmerksamkeit meist mehr auf die Handlung als auf die Personen selbst. Diese Personen erscheinen oft nur als verschwommene Masse im Hintergrund. Ein häufiges Szenario solcher Träume ist, dass man sich plötzlich völlig entblößt sieht.
Eine gesichtslose Menschenmenge in einem Traum kann symbolisieren, dass man den Wunsch hat, dazuzugehören. Möglicherweise fühlt sich der Träumende als Außenseiter der Gesellschaft und hat Schwierigkeiten, seinen Platz zu finden. Er fühlt sich verloren und isoliert. Vielleicht möchte man sich auch verstecken, seine Emotionen verbergen und in der Menge untertauchen, da man noch nicht bereit ist, sich diesen Gefühlen zu stellen.
Auch die Begleitumstände des Traumes mit der Menschenmenge sind bei der Deutung wichtig. Fühlt man sich in der Gegenwart der Unbekannten wohl, weist das auf Zufriedenheit im Privatleben, Beruf oder in der Partnerschaft hin. Fühlt man sich hingegen bedrängt, kann das auf Unsicherheiten und Ängste im Umgang mit anderen Menschen hindeuten, muss es aber nicht zwangsläufig.
Ein weiterer typischer Traum, in dem gesichtslose Menschen erscheinen, ist der Verfolgungstraum. Hier repräsentiert der Gesichtslose eine unbekannte Angst, die uns beschäftigt. Die Herausforderung besteht darin, diese Angst zu identifizieren, sich ihrer bewusst zu werden und ihr entgegenzutreten. Mit luziden Träumen kann man lernen, sich dem Verfolger zu stellen, ihn zu konfrontieren und so zu erkennen, was oder wen dieser gesichtslose Fremde symbolisiert.
Manchmal tauchen auch plötzlich fremde Personen im eigenen Haus auf. Ein solcher Traum könnte darauf hindeuten, dass der Träumende sich durch einen bestimmten Teil seiner Persönlichkeit bedroht fühlt, da das eigene Haus oft den eigenen Geist symbolisiert. Weitere Informationen dazu finden sich in unserem Artikel über Träume von Einbruch.
Träume von Fremden in anderen Kulturen
Für den griechischen Traumdeuter Artemidoros symbolisierten fremde Menschen im Traum entweder Glück oder Unglück. Entscheidend sind die Gefühle, die diese Person im Traum beim Träumer hervorruft. Werden die Fremden mit positiven Gefühlen assoziiert, stehen sie für kommendes Glück. Ist die Begegnung unangenehm, droht dem Träumer Unglück.
Die arabische Traumdeutung interpretiert Träume von Fremden als Vorboten neuer Bekanntschaften. In Persien bedeutet das Träumen von Fremden, dass man entweder eine neue Bekanntschaft macht oder eine Reise ansteht. Das Traumsymbol ermahnt den Träumer, flexibel zu bleiben und sich den wechselnden Anforderungen des Lebens zu stellen. Daher steht der Fremde im Traum sinnbildlich für Veränderung im Leben.
In Indien bedeuten Träume von fremden Menschen, dass aktuell eine ungünstige Zeit für geschäftliche Aktivitäten herrscht.
Behandlung von Träumen von Fremden
Wer häufig Träume erlebt, in denen unbekannte oder gesichtslose Personen eine Rolle spielen, sollte sich folgende Fragen stellen:
- Welche Aspekte meines Selbst verstehe ich nicht?
- Was lehne ich an mir selber ab?
- Was habe ich verdrängt?
- Vor wem oder was habe ich Angst?
- Welche Charakterzüge unterdrücke ich bewusst?
- Welche Charaktereigenschaften möchte ich mehr ausleben?
- Welchen Eigenschaften bin ich mir nicht bewusst?
- Habe ich Angst vor Menschen bzw. sozialen Kontakten?
- Fühle ich mich im Beruf und in der Partnerschaft wohl?
Das Aufschreiben der Träume und das Führen eines Traumtagebuches kann dabei helfen, Träume besser zu verstehen und in den persönlichen Kontext einzubetten. Sobald man seinen Traum vom Fremden verstanden hat, wird er der Vergangenheit angehören.
Da fremde oder gesichtslose Personen im Traum stets einen bestimmten Teil des eigenen Ichs symbolisieren, kann die Deutung nur von einem selbst durchgeführt werden. Findet der Traum eine positive Wendung, akzeptiert man sich so, wie man ist.
Erscheint der Traum jedoch negativ, deutet dies auf eine Ablehnung gegenüber bestimmten Anteilen der Persönlichkeit hin. Die oben genannten Fragestellungen können dabei helfen, sich seiner dunklen, nicht akzeptierten Seiten bewusst zu werden und diese anzunehmen oder gegebenenfalls aus dem Weg zu räumen.
Psychologisches / Gesellschaftliches
Träume von Fremden zählen zu den am häufigsten erlebten Traumbildern. Selten finden wir uns in Träumen allein wieder. Meist sind wir umgeben von anderen Menschen, die entweder nur als schemenhafte Silhouetten im Hintergrund erscheinen oder mit denen wir direkt interagieren, während sie als mysteriöse Unbekannte auftreten.
Wie bereits erkannt, repräsentieren Personen im Traum spezifische Persönlichkeitsanteile des Träumenden. Fremde symbolisieren oft Eigenschaften, die wir an uns ablehnen oder über die wir uns noch nicht bewusst sind. Da der Charakter schwer als Konzept darzustellen ist, nutzt unser Gehirn Menschen, um damit bestimmte Aspekte unseres Selbst zu illustrieren.
Doch wie gelingt es unserem Gehirn, Menschen zu kreieren, die wir nie zuvor gesehen haben? Wie kommt es, dass wir im Traum mit völlig unbekannten Personen interagieren? Die Erklärung ist recht einfach: Diese unbekannten Gesichter entstehen durch fehlerhafte Erinnerungen.
Täglich sehen wir Menschen. Wir begegnen ihnen beim Einkaufen, in der Bahn oder auf belebten Straßen. Diese Gesichter vergessen wir nicht, unser Gehirn speichert sie ab. Beim Erinnern werden sie jedoch oft umgedeutet, da wir sie nicht bewusst wahrgenommen haben, sondern vielleicht nur aus dem Augenwinkel erfasst haben.
Daher sind die fremden Menschen im Traum keine echten Fremden, sondern Personen, die wir irgendwann gesehen haben. Dass wir uns nicht an sie erinnern, liegt daran, dass wir sie nicht bewusst wahrgenommen haben (wer erinnert sich schon an die Person, die heute Morgen den Coffee-to-go verkauft hat?) oder weil unser Gedächtnis das Gesicht verfälscht, umdeutet oder nicht korrekt abgespeichert hat.