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Opfer einer Entführung zu werden, stellt für viele Menschen einen Albtraum dar. Tatsächlich betreffen zahlreiche Albträume die Situation, dass der Träumende entführt wird. Auch die umgekehrte Rolle, in der der Träumende selbst jemanden entführt, ist ein häufig vorkommender Trauminhalt. Ein Traum von einer Entführung deutet oft auf Ängste und Probleme mit der Selbstbeherrschung hin.
In Kürze zu: Träume von Entführung |
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Eine Entführung ist immer mit einem Machtgefälle verbunden. Der Entführer ergreift die Kontrolle über das Opfer, das in dieser Lage keine Macht mehr besitzt. Dennoch übernimmt der Entführer auch eine Art Verantwortung, indem er sich um das Wohlbefinden und Überleben seines Opfers sorgen muss. Ein entscheidender Aspekt wird bei der Interpretation von Entführungsträumen oft übersehen: Der Entführte ist zwar das Opfer, aber nicht zwangsläufig das Hauptziel des Täters.
Der Entführte dient vielmehr als Mittel zum Zweck. Der Entführer nutzt ihn als Geisel, um andere Ziele zu erreichen, wie zum Beispiel Lösegeld zu erpressen. Entführungsträume lassen sich somit auf zwei verschiedenen Ebenen interpretieren. Die erste Ebene bezieht sich direkt auf die Analyse der Traumhandlung. Die zweite Ebene widmet sich der Frage, welches eigentliche Ziel die Entführung verfolgt. Dies herauszufinden, ist nicht immer einfach.
Träume von Entführung deuten
Entführungsträume können vielfältige Bedeutungen haben. Zunächst sollte man prüfen, ob der Traum auf ein reales Ereignis zurückgeht. Hat man kürzlich eine Entführung erlebt, versucht das Gehirn möglicherweise, diese Erlebnisse im Traum zu verarbeiten. Entführungsträume treten jedoch nicht nur nach einer tatsächlichen Entführung auf, sondern können auch auf ein traumatisches Erlebnis in der ferneren Vergangenheit hinweisen.
Eine Entführung ist, ähnlich wie eine Geiselnahme oder Erpressung, stets von Angst, dem Verlust von Kontrolle und Gewalt begleitet. Der Täter bringt sein Opfer in eine Lage, in der er seine Macht ausübt. Diese Zwangslage erzeugt beim Opfer Angst und ein starkes Gefühl der Ohnmacht. Der geträumte Entführungsakt könnte daher auch das Resultat einer verdrängt geglaubten Erfahrung sein, die vergleichbare Emotionen hervorgerufen hat. Ein markantes Beispiel für solch ein Gewalterlebnis ist eine Vergewaltigung.
Opfer von Vergewaltigungen träumen relativ häufig davon, entführt zu werden. In der erlebten Situation spiegeln sich alle Aspekte wider, die eine Vergewaltigung kennzeichnen. Es wird Gewalt angewandt, das Opfer verliert die Kontrolle, und das Ziel ist nicht das Opfer selbst, sondern die Befriedigung des Täters. Auch wenn die Träumende die Vergewaltigung bewusst verarbeitet hat und sie sich nicht mehr auf ihren Alltag auszuwirken scheint, hat das Unterbewusstsein noch nicht vollständig mit dieser schlimmen Erfahrung abgeschlossen. In Form eines Entführungstraums macht das Unterbewusstsein die Träumende darauf aufmerksam.
In den meisten Fällen sind Entführungsträume jedoch kein Hinweis auf eine verdrängte Gewalterfahrung. Häufiger sind sie ein Ausdruck der Angst vor einem Verlust. Diese Angst kann sich auf den Verlust der Kontrolle über eine Situation beziehen, sei es im Alltag, in der Beziehung oder im beruflichen Umfeld. Die Bedeutung von Entführungsträumen hängt entscheidend davon ab, ob der Träumende im Traum entführt wird oder selbst die Rolle des Entführers übernimmt.
Im Traum entführt werden
Als Entführungsopfer übernimmt man im Traum die passive Rolle. Man ist dem Entführer ausgeliefert und hat keine Kontrolle über die Situation. In diesem Sinne kann so ein Traum bedeuten, dass man im realen Leben Angst davor hat, etwas nicht kontrollieren zu können bzw. die Kontrolle zu verlieren. Ebenso zeigt sich eine gewisse Handlungsunfähigkeit. Der Träumende sollte hinterfragen, ob er sich ohnmächtig fühlt oder mit einer Situation überfordert ist.
Auch allgemeine Unzufriedenheit kann sich in Form von Entführungsträumen zeigen. Im Traum entführt zu werden kann ebenso bedeuten, dass sich der Träumende in einer Situation gefangen sieht, die ihm Unbehagen bereitet. In der Traumdeutung spricht man auch davon, dass die Angst vor Verlassen werden ein typischer Auslöser von Entführungsträumen ist.
Nicht jeder Traum, in dem man entführt wird, verweist auf Angst, Handlungsunfähigkeit oder Kontrollverlust. Manchmal werden solche Träume sogar positiv erlebt. In diesem Fall wird der Kontrollverlust nicht negativ empfunden, sondern ist ein Zeichen von Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Die Entführung genießen zu können bedeutet, Kontrolle bewusst abzugeben, Verantwortung zu delegieren und somit Stress zu vermeiden.
Obwohl es sich eigentlich um einen Gewaltakt handelt, zeugt die Entführung hier von Entspannung. Andererseits kann es aber auch ein Hinweis darauf sein, im Alltag offensiver zu handeln und sich nicht in die Opferrolle zu fügen bzw. sich zu schnell zurückzuziehen, wenn es die ersten Anzeichen von Schwierigkeiten gibt.
Jemanden im Traum entführen
Im Traum selbst jemanden zu entführen deutet oft auf einen übersteigerten Wunsch nach Kontrolle hin. Der Träumende distanziert sich von der unberechenbaren Welt der Gefühle und möchte auch in diesem Bereich alles unter Kontrolle behalten. Der Traum zeigt dem Träumenden diese Tatsache auf und fordert ihn auf, loszulassen, sich zu entspannen und sich seinen Gefühlen zu öffnen.
Übertriebener Ehrgeiz ist eine weitere häufige Ursache von Träumen, in denen man als Entführer auftritt. Der Ehrgeiz führt zu rücksichtslosen Verhaltensweisen in der Wachwelt. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen Warntraum, der die Botschaft enthält, dass man auch mal zurückstecken und nicht alles mit Gewalt durchsetzen sollte. Möglicherweise missbraucht der Träumende andere Menschen, um auf der Karriereleiter weiter nach oben zu kommen oder benutzt sie, um andere Ziele zu erreichen.
Entführung: Täter, Opfer & Forderung deuten
Wie bereits eingangs erwähnt, ist der Entführte nicht das Hauptziel des Entführers. Dieser bringt das Opfer in seine Gewalt, um ein anderes Ziel zu verfolgen. Träume von Entführungen beziehen sich ihrer Natur nach auf mindestens zwei Personen. Eine davon ist der Träumende, der entweder als Täter, Opfer oder Beobachter fungiert. Um von einer Entführung zu sprechen und nicht von einer bloßen Gefangenschaft, ist selbstverständlich auch ein Gegenspieler nötig, der die Rolle übernimmt, die der Träumende nicht einnimmt.
Die andere Person kann jemand aus dem eigenen Umfeld, ein Fremder oder eine gänzlich unbekannte bzw. unerkennbare Gestalt sein. Erkennt man im Traum seinen Entführer oder das Entführungsopfer, könnte die Person im Traum auf den realen Menschen in der Wachwelt hindeuten. Wenn man beispielsweise einen Arbeitskollegen entführt, kann dies den Wunsch anzeigen, den Kollegen zu hintergehen oder auf dessen Kosten die eigene Karriere zu fördern.
In vielen Fällen repräsentiert ein Bekannter im Traum jedoch nicht die Person selbst, sondern Eigenschaften, die der Träumende mit ihr assoziiert. Träumt man von jemandem, der besonders ängstlich ist, steht diese Person wahrscheinlich für die eigenen Ängste. Das Gehirn wählt diese Person als Sinnbild für bestimmte Eigenschaften, da es diese Charakterzüge mit jemandem verbindet, den wir damit identifizieren. Wird man im Traum von einer ängstlichen Person entführt, könnte der Träumende in der realen Welt ein Gefangener seiner eigenen Ängste sein.
Wichtige Hinweise auf die Bedeutung der geträumten Entführung liefern die Forderungen des Täters, sofern sie im Traum bekannt werden. Der Kidnapper will durch die Entführung etwas erreichen, das ihm ohne diese Tat nicht möglich wäre. Es ist sicherlich aufschlussreich zu wissen, ob der Täter Lösegeld, ein neues Haus, ein Gespräch mit seiner Mutter oder eine neue Katze verlangt.
Psychologisches / Gesellschaftliches
Die Vorstellung, entführt zu werden, ist für die meisten Menschen eine erschreckende. Eine fremde Person überrumpelt einen und nimmt einem auf brutale Weise die Freiheit. Dabei wird häufig Gewalt angewendet, da Menschen instinktiv versuchen, sich gegen einen Angreifer zu verteidigen.
Direkt nach der Entführung, die den Beginn der Gefangenschaft markiert, bleibt der Einsatz von Gewalt oft nicht aus. Die Opfer werden häufig gefesselt oder in einem Raum eingesperrt. Zudem erfahren sie Bedrohungen, um sie gefügig zu machen und zu verhindern, dass sie durch Schreie oder andere Signale auf sich aufmerksam machen.
Während einer Entführung herrscht ein eindeutiges Machtgefälle. Der Entführer besitzt die Kontrolle, während das Opfer dieser beraubt ist. In der Gewalt eines anderen zu sein, führt zu Unsicherheit und Angst. Diese Emotionen sind auch in der Deutung von Entführungen in Träumen prägend.