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Luzides Träumen lernen

Luzide Träume oder auch Klarträume, strahlen eine enorme Faszination aus. Die Grenzen zwischen Wachzustand und Traum verschwinden, die Wahrnehmung des Trauminhalts ähnelt schließlich der der Wachwelt. Klarträume bieten nicht nur eine neue Dimension der Wahrnehmung, sondern können zudem auch äußerst heilsam sein. Sie werden therapeutisch bei der Behandlung wiederkehrender Albträume oder bei der Therapie tief liegender Phobien eingesetzt. Auch sonst können luzide Träume ziemlich praktisch sein, denn mit ihrer Hilfe kann man viel über sich selbst erfahren und sogar Probleme des realen Lebens lösen bzw. Lösungen finden.

Es gibt mehrere Techniken, mittels derer eigentlich jeder Mensch lernen kann, Klarträume herbeizuführen. Die verschiedenen Techniken können beliebig kombiniert werden und ergänzen einander sogar. Daher sollte jeder, der versucht, luzides Träumen zu lernen, alles einmal ausprobieren. Neben den eigentlichen Techniken, die die Träume praktisch herbeiführen, gibt es zahlreiche Methoden, die die Wahrscheinlichkeit, einen Klartraum zu erleben, deutlich erhöhen.

DILD – Trauminduzierter Klartraum

DILD steht für Dream-Initiated Lucid Dream und lässt sich als „trauminduzierter Klartraum“ übersetzen. Diese Techniken beruhen darauf, dass der Träumende während eines Traumes bemerkt, dass er sich in einem Traum befindet. Die Methoden, die auf DILD basieren, gelten als einfach und sehr vielversprechend, um Klarträume zu erleben. Der Träumende kann im Wachzustand regelmäßig kleine Übungen machen, die ihm dabei helfen, in der Nacht einen luziden Traum zu haben. Erfahrene Klarträumer können fast jede Nacht mindestens einen Klartraum erleben, obwohl auch für sie keine absolute Garantie besteht. Die Übungen erhöhen lediglich die Wahrscheinlichkeit eines luziden Traums. Diese Wahrscheinlichkeit nimmt stetig zu, daher sollte man die Übungen ruhig regelmäßig und über einen längeren Zeitraum hinweg ausführen.

Traumtagebuch führen

Um einen trauminduzierten Klartraum zu erleben, ist es von Bedeutung, sich an seine Träume zu erinnern und sich ihrer bewusst zu werden. Ein Traumtagebuch kann dabei sehr hilfreich sein. Man sollte seine Träume unmittelbar nach dem Erwachen aufschreiben, solange die Erinnerungen noch frisch sind. Diese bewusste Auseinandersetzung mit den Träumen bewirkt, dass sie länger im Gedächtnis bleiben. Vor dem Einschlafen kann man sich die Träume mittels des Tagebuchs erneut ins Gedächtnis rufen und das Gehirn damit auf das Träumen vorbereiten. Dies fördert auch die Verbesserung des Traumgedächtnisses, welches das Erlernen des Klarträumens erheblich unterstützt.

Reality Checks durchführen

Die Definitionen von Klarträumen betonen alle, dass die entscheidende Voraussetzung für einen Klartraum das Bewusstsein des Träumenden darüber ist, dass er träumt. Reality Checks ermöglichen es dem Träumenden, selbst im Tiefschlaf zu überprüfen, ob er sich in einem Traum befindet. Um dies erfolgreich zu tun, müssen die Reality Checks zuerst im Wachzustand geübt werden.

Reality Checks beruhen auf dem Aha-Effekt, einem Überraschungsmoment, das auftritt, wenn etwas Ungewöhnliches geschieht. Viele alltägliche Handlungen werden routinemäßig ausgeführt, wie etwa der Weg zur Arbeit. Oft kann man sich später nicht an alle Details erinnern, da sie nicht bewusst wahrgenommen werden. Besondere Ereignisse, die den Alltag durchbrechen, bleiben jedoch oft im Gedächtnis, da das Unerwartete die Aufmerksamkeit weckt. Auf diesem Prinzip basieren Reality Checks. Sie sind auch entscheidend für das bewusste Stabilisieren von Klarträumen.

In Träumen gelten andere Regeln. Die Traumwelt ist nicht an physikalische oder logische Gesetze gebunden. Daher können im Traum Situationen auftreten, die in der Realität überraschend sind, da sie dort nicht vorkommen. Ein paar Beispiele.

Man hält sich in der Wachwelt Mund und Nase zu und versucht zu atmen. In der Realität ist das unmöglich. Im Traum hingegen funktioniert das, weil es nur eine Vorstellung ist, die Atemwege zu verschließen. Der reale Körper atmet ruhig weiter. Diese ungewöhnliche Reaktion, das Weiteratmen, erzeugt einen Überraschungseffekt und erhöht die Aufmerksamkeit des Träumenden, sodass er erkennt, dass er träumt.

Reality Checks sind besonders effektiv, wenn man während ihrer Durchführung im Wachzustand davon ausgeht, im Traum zu sein. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase wird es leichter, die für einen Traum typische Reaktion zu erwarten, die im Wachzustand nicht eintreten kann. Man kann sagen, dass man absichtlich regelmäßige Erlebnisse des Scheiterns schafft.

Der Gedanke dahinter ist, dass die Erwartungshaltung entgegen dem tatsächlichen Ergebnis in der Realität gesetzt wird. Der Überraschungseffekt ist umso größer, wenn das erwartete Ergebnis tatsächlich eintritt, wie etwa das Atmen mit zugehaltenem Mund und Nase.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, diese Reality Checks zu gestalten und in den Alltag zu integrieren. Man muss bei Alltagsaktivitäten einfach traumtypische Reaktionen erwarten. Neben dem Verschließen der Atemwege ist ein beliebter Reality Check, einen kurzen Sprung zu machen. Normalerweise sind Sprünge im Traum viel weiter und höher als in der Realität, was man bei einem Reality Check erwarten sollte.

Andere Beispiele sind, dass Lichtschalter in Träumen oft nicht funktionieren, Digitaluhren unterschiedliche Zeiten oder Symbole anzeigen oder Texte beim erneuten Betrachten völlig anders sind. Für einen Reality Check kann man wegsehen und diesen Satz in Erwartung eines anderen Satzes erneut lesen. Wenn ein anderer Satz erscheint, befindet man sich im Traum.

Diese Handlungen regelmäßig in den Alltag einzubauen, hat das Ziel, dass sie mit der Zeit unbewusst werden und so normal wie andere Routinen ablaufen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Handlungen in die Träume übernommen werden, erheblich.

Die MILD-Methode

Reality Checks sowie die Entwicklung des Traumgedächtnisses bilden die wesentlichen Grundlagen, die das Erreichen luzider Träume erleichtern. Die MILD-Methode ist eine Technik, bei der man sich vor dem Schlafen gezielt auf das Einleiten eines Klartraums vorbereitet. MILD steht für Mnemonic Induction of Lucid Dreams, also die gedächtnisgestützte Erzeugung von luziden Träumen.

Das Herzstück dieser Technik ist ein persönliches Mantra, das der Schlafende immer wieder wiederholt, um es tief im Gedächtnis zu verankern, mit dem Ziel, dass das Gehirn diesem Mantra folgt und einen Klartraum auslöst. Ein solches Mantra könnte beispielsweise lauten „Ich werde einen Klartraum haben“ oder „Ich werde Reality Checks machen und erkennen, dass ich träume“.

Wichtig ist die Wahl bestimmter oder entschlossener Formulierungen. Ausdrücke wie „Ich möchte…“ oder „Ich wünsche mir…“ sind weniger geeignet, da sie nur einen schwachen Willen zum Erleben eines Klartraums ausdrücken und die Möglichkeit, keinen Klartraum zu erleben, offenlassen. Auch Formulierungen, die Druck erzeugen, sind nicht ideal. Ein Mantra, das mit „Ich muss…“ beginnt, kann unbewussten Stress hervorrufen, der das Auftreten eines luziden Traums eher behindert als fördert.

Man wiederholt sein persönliches Mantra vor dem Einschlafen immer wieder im Kopf. Dabei sollte man so entspannt wie möglich sein und die Gedanken des Tages loslassen. Unterstützend können auch Entspannungsübungen wie die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson wirken. In diesem entspannten Zustand vor dem Einschlafen konzentriert man sich so intensiv wie möglich nur auf das Mantra. Es sollte das Letzte sein, an das man vor dem Einschlafen denkt.

Die WILD-Methode – Vom Wachzustand in den Klartraum

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WILD steht für Wake-Initiated Lucid Dream, was den direkten Übergang in einen Klartraum aus dem Wachzustand bedeutet. Diese Technik zu meistern erfordert viel Disziplin, kann jedoch nach einiger Übung ermöglichen, dass man bewusst einen Klartraum einleitet. Das Prinzip der WILD-Methode besteht darin, den Körper zu täuschen, sodass er in den Schlafzustand übergeht, während das Bewusstsein wach bleibt. Diese Art der Einleitung von luziden Träumen bietet ein besonderes Erlebnis, selbst wenn der Übergang nicht gelingt.

Der schwierigste Teil der WILD-Methode ist die Selbstbeherrschung. Bis zum Eintritt in den Klartraum muss jede bewusste Bewegung vermieden werden, egal wie groß die Neugier auf das Kommende ist. Zuerst schafft man die bestmögliche Entspannung und Ruhe. Alles sollte dunkel und frei von Ablenkungen sein. Alle unnötigen Sinnesablenkungen sollten beseitigt werden, dazu gehören auch unangenehme Gerüche oder stickige Luft.

In dieser „reinen“ Umgebung und einem Zustand der Entspannung folgt nun der schwierigste Teil: das bewusste Einschlafen ohne Bewegung. Man legt sich idealerweise auf den Rücken, die Beine leicht gespreizt und die Arme neben dem Körper auf der Matratze. Die Haltung sollte bequem sein und nicht zu Bewegungsdrang führen. Aufgrund des unangenehmen Drucks auf Rippen und Arm ist eine seitliche Schlafhaltung nicht ratsam.

Nun konzentriert man sich auf die Atmung, schließt die Augen und wartet. Die Atmung sollte ruhig sein und sich dem Atemrhythmus während des Tiefschlafs angleichen. Wer seinen Atemrhythmus nicht kennt, kann über Nacht ein Mikrofon samt Aufnahmegerät neben sich laufen lassen und sich die Atmung später anhören.

Die größte Herausforderung besteht nun darin, jegliches Verlangen, sich zu bewegen, zu ignorieren. Egal, ob etwas juckt, der Mund trocken wird oder man Speichel herunterschlucken möchte. Jede bewusste Bewegung stört den Übergang in den körperlichen Schlafzustand. Auch die Augen sollten nicht bewusst bewegt werden, da der Körper denken soll, das Bewusstsein sei bereits im Tiefschlaf.

Die andere Schwierigkeit liegt darin, das Bewusstsein aktiv zu halten, ohne dass der Körper es bemerkt. Dies geschieht durch Konzentration auf bestimmte Gedanken oder die Atmung. Der Knackpunkt ist, dass die Gedanken konzentriert bleiben müssen. Denkt man zu viel und gerät in einen Gedankenfluss, besteht die Gefahr, normal einzuschlafen.

Was nun folgt, ist der Übergang in die Schlafparalyse, gefolgt vom Durchbruch in den luziden Traum. Dieser Punkt ist besonders kritisch und erfordert erneut große Selbstdisziplin. Während des Übergangs in die Schlafparalyse entwickelt man ein seltsames Körpergefühl. Häufig fühlt es sich an, als würde der Körper beschwert werden oder sich im Raum bewegen.

Auch von gefühlter Erhöhung der Körpertemperatur oder kribbelnden Gliedmaßen wird oft berichtet. Es kann auch zu akustischen Halluzinationen kommen, wie leisem oder lautem Rauschen, was unangenehm sein kann. Besonders in dieser Phase sollte man der Neugier nicht nachgeben, sonst waren alle bisherigen Schritte umsonst.

Hat sich die Schlafparalyse eingestellt, steht der Durchbruch in den Klartraum bevor. Optische Halluzinationen sind in dieser Phase typisch. Bilder oder Muster können willkürlich auftauchen, verschwinden oder sich verändern. Der Übergang in den luziden Traum ist dadurch eine bemerkenswerte Erfahrung. Es ist entscheidend, nicht in die Vorgänge vor dem geistigen Auge einzugreifen. Diese Momente sind fast immer kritisch, denn viele Menschen scheitern, wenn sie hier falsch reagieren und zu früh eingreifen.

Es erfordert Erfahrung und Fingerspitzengefühl, den Durchbruch zu schaffen. Auch Reality Checks sollten unterlassen werden, bis es in der Wahrnehmung keinerlei Zweifel mehr gibt, dass man sich im Zustand des luziden Träumens befindet. Der wichtigste Anhaltspunkt dafür, dass der Durchbruch geschafft ist, besteht darin, dass alle Symptome der Übergangsphase verschwinden. Das reale Körpergefühl ist nicht mehr spürbar, es gibt nur noch das Bewusstsein und die Traumwelt, ansonsten herrscht vollkommene Leere. Dies ist der richtige Zeitpunkt für einen Reality Check und wahrscheinlich der Anfang einer besonderen Erfahrung.

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