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Jeder Mensch trägt Ängste in sich, bewusst oder unbewusst. Ängste sind Teil der menschlichen Natur, weshalb es nicht überraschend ist, dass sie sich auch in unseren Träumen äußern. Die schlimmste Form von Angst im Traum ist sicherlich der Albtraum. Doch Angst hat viele Facetten, sodass nicht jeder Angsttraum auch gleich ein Albtraum sein muss.
In Kürze zu: Traumdeutung Angst | Angstträume |
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Das Wesen der Angst
Angst ist ein nicht nur menschliches Grundgefühl. Sie entsteht in Situationen, in denen wir uns bedroht fühlen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man einer akuten Gefahrensituation gegenübersteht oder sich vor einem bevorstehenden Ereignis fürchtet. Ebenso unwichtig ist die Form der Bedrohung, ob man also seine körperliche oder seelische Unversehrtheit in Gefahr sieht.
Jeder Mensch hat vor irgendetwas Angst, sei es vor Verletzungen, Verlusten, Versagen oder vor Spinnen, Dunkelheit oder Milchprodukten. Das Letztgenannte soll als Beispiel dafür dienen, dass man vor allem Angst haben kann. Es gibt nichts, vor dem man sich nicht fürchten kann. Angst ist stets individuell und nicht an bestimmte Objekte gebunden, vor denen jeder Angst haben müsste. Sie ist auch weder greifbar noch rational.
Rein biologisch betrachtet, ist Angst nützlich und äußerst faszinierend. Angst ist eine Schutzfunktion und versetzt Körper und Geist in einer Gefahrensituation in Alarmbereitschaft. Das gesamte körperliche Schutzsystem wird hochgefahren. So steigen Blutdruck und Herzfrequenz, während zeitgleich viel Energie für die Muskulatur bereitgestellt wird. Durch die erhöhte Muskelanspannung verbessert sich die Reaktionszeit. Zugleich weiten sich die Pupillen und sowohl Seh- als auch Hörnerven reagieren viel empfindlicher, was zu einer erhöhten Aufmerksamkeit führt.
Der Körper stellt sich also darauf ein, schnell auf eine wie auch immer geartete Bedrohung zu reagieren. Damit ist er sofort bereit zur Flucht, was im Zweifel lebensrettend sein kann. Der Selbsterhaltungstrieb ist beim Menschen so stark ausgeprägt, dass der Schutzmechanismus Angst sehr empfindlich ist. Das führt allerdings im Umkehrschluss auch dazu, dass es hin und wieder zu Fehlalarmen kommt und körperliche Angstreaktionen grundlos auftreten.
Neben der bewusst wahrgenommenen Angst gibt es auch unbewusste Angst. Diese un- oder unterbewusste Angst ist im Gegensatz zur bewussten Angst in konkreten Gefahrensituationen irrational. Gemeint ist hier zum Beispiel die Angst vor Spinnen, schlechten Nachrichten, Dunkelheit oder ausgelacht zu werden. Natürlich sind diese Ängste real, doch gibt es keinen logischen Grund, da keine Gefahr für Leib und Leben besteht. In stark ausgeprägter Form spricht man von Phobien oder Angststörungen.
Angst vor etwas zu haben kann man lernen und auch wieder verlernen. Die moderne Wissenschaft geht derzeit davon aus, dass jeder Mensch mit einer individuellen Angstdisposition geboren wird. Das bedeutet, dass jeder Mensch von Geburt an Angstpotenzial in sich trägt, welches stärker oder schwächer ausgeprägt sein kann und sich so auswirkt, dass der Mensch später einen eher ängstlichen oder mutigen Charakter entwickelt.
Doch diese Angstdisposition verändert sich im Laufe des Lebens. Kleinkinder haben von Natur aus keine Angst vor Spinnen. Beobachtet ein Kind jedoch, dass die Mutter Spinnen gegenüber Angstreaktionen zeigt, lernt es, dass man sich vor Spinnen fürchtet und wird diese Angst höchstwahrscheinlich ebenfalls entwickeln. Bemerkt das Kind später, dass von dem Krabbeltier keine reale Gefahr ausgeht, kann es die Angst davor auch wieder verlieren. Sind derartige Ängste stark ausgeprägt, kann man sie mithilfe eines Psychotherapeuten, der auf die Behandlung von Ängsten, Panikattacken etc. spezialisiert ist, überwinden lernen.
Für weiterführende Informationen empfehlen wir unsere Top 10 der Sachbücher über Angst, Ängste und Angststörungen.
Warum Angst im Traum positiv ist
Angstträume sind nicht angenehm, niemand verspürt gerne Angst im Traum. Angst gehört jedoch zur menschlichen Natur, und es ist daher völlig normal, im Traum gelegentlich Angst zu erleben. Dies ist nicht besorgniserregend, jedoch sollte man über therapeutische Hilfe nachdenken, wenn solche Alb- oder Angstträume regelmäßig auftreten.
In der Wachwelt hat Angst eine Warn- oder Schutzfunktion. Solange es sich nicht um krankhafte Angst, wie bei einer Angststörung, handelt, ignorieren wir tagsüber viele Warnsignale, da wir sonst handlungsunfähig wären. An dieser Stelle ein persönlicher Kommentar des Autors dieses Textes:
Ich sitze hier und schreibe diesen Text. Habe ich Angst? Nein. Empfinde ich Angst? Ja. Ich ignoriere die Ängste einfach. Welche Ängste sind das? Nun, hier ein Auszug: Ich könnte ohnmächtig werden, vom Stuhl fallen und mir den Hals brechen. Der Rechner könnte samt Festplatte durchbrennen und diese Arbeit vernichten. Terroristen könnten das Gebäude stürmen. Draußen fahren Autos, ich könnte auf dem Heimweg überfahren werden. Eine hartnäckige Schreibblockade könnte eintreten.
Ich habe also Angst, doch ich verdränge sie. Würde ich Angstreaktionen zulassen, könnte ich diesen Text nicht schreiben. Ich wäre handlungsunfähig. Eingangs hieß es, dass ich Angst habe, sie aber nicht empfinde. Ist das kein Widerspruch? Nein, denn das reale Gefühl der empfundenen Angst und die „theoretische“ Angst im Unterbewusstsein sind zwei unterschiedliche Dinge.
Mit ausreichender Selbstreflexion bemerkt man schnell, dass Ängste im Alltag bewusst und unbewusst verdrängt werden. Die Verarbeitung der Ängste findet im Unterbewusstsein statt, welches unsere Träume beeinflusst. Das Unterbewusstsein konfrontiert uns mit den verdrängten Ängsten, was durchaus positiv ist.
Angstträume beinhalten Warnungen und machen den Träumenden darauf aufmerksam, dass er sich mit seinen Ängsten auseinandersetzen sollte. Wenn Angstträume nur gelegentlich auftreten, ist das sogar ein sehr gutes Zeichen. Es zeigt einen gesunden Umgang mit den eigenen Ängsten, da sie im Traum erscheinen. Als Produkt des Unterbewusstseins verdeutlicht der Traum, dass eine Auseinandersetzung mit der jeweiligen Angst stattfindet und der Verarbeitungsprozess in Gang ist.
Je häufiger und intensiver Angstträume auftreten, desto wichtiger ist es, sich mit ihnen zu befassen. Man sollte auf die Botschaften des Unterbewusstseins achten und analysieren, warum die Angstträume geträumt werden und was ihr Ursprung ist. Auch wenn die Erfahrung eines Angsttraumes unangenehm ist, ist er dennoch positiv, denn er macht den Träumenden auf ein seelisches Ungleichgewicht aufmerksam. Wenn der Träumende sich mit seiner Angst auseinandersetzt und das Gleichgewicht wiederherstellt, verschwinden nicht nur die Angstträume. Er verbessert dadurch auch seine gesamte Lebensqualität.
Angstträume deuten
Um die eigenen Angstträume richtig zu deuten, muss man den Traumkontext analysieren. Dabei geht es sowohl um die Trauminhalte als auch um die aktuelle Lebenssituation des Träumenden. Inhaltlich stehen natürlich die Traumsymbole im Mittelpunkt. Diese können einzelne Objekte oder komplexe Handlungsstrukturen umfassen.
Die meisten Angstträume sind dabei etwas schwächere Versionen von Albträumen. Weit verbreitet sind Angstträume von Verfolgung oder vom Fallen. Auch Verletzungen oder peinliche Situationen wie Nacktheit in der Öffentlichkeit sind keine Seltenheit.
Neben der inhaltlichen Deutung sind auch die Begleitumstände der Träume von großer Wichtigkeit. Spürt man im Wachzustand eine bestimmte Angst, ist ein Zusammenhang mit der geträumten Angst sehr wahrscheinlich. Fühlt man sich hingegen ganz normal, also ohne eine bewusste Angst, sollte man in sich gehen und überlegen, welche Ängste man vielleicht auch unbewusst verdrängt. Möglicherweise empfindet man eine Situation als viel belastender, als man es sich eingestehen mag.
Folgende Fragen sollte man sich bei der Deutung von Angstträumen stellen:
- Was hat mir im Traum Angst gemacht?
- Wie habe ich auf die Angst reagiert?
- Welche Auswirkungen hatte meine Reaktion? Was wären die Alternativen?
- Bestehen Zusammenhänge zwischen dem Angsttraum und Ängsten im Wachzustand?
- Warum hatte ich den Traum zu diesem Zeitpunkt?
- Habe ich die geträumte Angstsituation schon einmal erlebt?
- Hatte ich diesen Traum schon öfter? Wenn ja, wann?
Das sind die grundlegendsten Fragen, die man sich bei der Deutung von Angstträumen stellen sollte. Sie sollen dabei helfen, die Angst im Traum richtig einzuordnen und den Bezug zur realen Welt herzustellen. Hat man das geschafft, kann man damit beginnen, die Ursachen der Angstträume zu behandeln.
Angstträume behandeln
Es gibt verschiedene Ansätze, um Angstträume zu bewältigen. Zunächst ist es entscheidend, die Angst zu erkennen oder zumindest zu akzeptieren, dass ein Problem besteht. Gelegentliche Angstträume stellen, wie bereits erwähnt, kein großes Problem dar und bedürfen keiner Behandlung. Doch je häufiger und intensiver sie auftreten, desto wichtiger wird es, geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Die Behandlung von Angstträumen ähnelt der von Albträumen. Man kann versuchen, sich selbst zu helfen, indem man sich seinen Ängsten stellt und sich intensiv mit ihnen auseinandersetzt. Hilfreiche Anleitungen bieten die Bücher aus unseren Top 10 der besten Bücher zum Ängste überwinden.
Sollten es sich jedoch um krankhafte Ängste handeln, wie sie bei Erkrankungen wie einer generalisierten Angststörung auftreten, ist es ratsam, sich an einen erfahrenen Psychotherapeuten zu wenden. Ansonsten besteht die Gefahr, die eigenen Ängste weiter zu verstärken.
Angststörungen können nicht wie ein Schnupfen nach einem festen Schema behandelt werden. Ein auf Angststörungen spezialisierter Psychotherapeut wird die Ursachen der Angstträume gemeinsam mit dem Patienten ergründen und einen individuellen Therapieplan erstellen. Der Therapeut passt sich der Angst bzw. dem Patienten an, nicht umgekehrt.
Eine mögliche Herangehensweise ist das schrittweise Ausschleichen der Angst. In einer Gesprächstherapie wird den Ursachen der Angst auf den Grund gegangen und Verhaltensstrategien entwickelt, die darauf abzielen, dass sich der Patient im Alltag seinen Ängsten stellt. Es wird Selbstbewusstsein aufgebaut und der Patient soll letztendlich erkennen, dass die Ängste unbegründet sind. Im Grunde handelt es sich um eine vorsichtige Form der Konfrontationstherapie, bei der der Patient direkt mit seinen Ängsten konfrontiert wird.
Eine weitere vielversprechende Methode ist die Therapie mit luziden Träumen. Auch diese Therapieform setzt auf Konfrontation, indem sie die Ängste genau dort angreift, wo sie sich nachts bemerkbar machen – im Traum. Wie genau luzide Träume in der Therapie eingesetzt werden, haben wir in unserem Artikel über die Behandlung von Albträumen mittels luzider Träume ausführlich beschrieben.