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In unseren Träumen lassen wir unseren Gefühlen öfter freien Lauf als in der Wachwelt. Im Traum können wir ungehindert lachen und weinen, uns freuen und trauern, uns streiten und küssen. Steht der Ausdruck von Emotionen im Mittelpunkt eines Traumes, kommt das nicht von ungefähr. Wenn während des Schlafes unser Bewusstsein ruht, ruht auch unser innerer Zensor, der maßgeblich dafür verantwortlich ist, ob und wie wir unsere Gefühle nach außen hin zeigen.
In Kürze zu: Traumdeutung Emotionen und Gefühle |
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Träume und Gefühle: Der innere Zensor
Es gibt bestimmte Situationen, wie zum Beispiel während einer Beerdigung, in denen es unangebracht ist, laut loszulachen, selbst wenn man sich gerade an etwas Lustiges erinnert. Auch wenn man aufgrund eines Todesfalls Trauer empfindet, ist es trotzdem nicht angemessen, am Arbeitsplatz unerwartet in Tränen auszubrechen. Dass wir dies vermeiden, ist das Werk des inneren Zensors.
Der innere Zensor arbeitet jedoch nicht immer so bewusst wie in den erwähnten Beispielen, bei denen wir unsere Gefühlsausbrüche kontrolliert unterdrücken. Er fungiert zudem als unbewusster Filter, der unsere Emotionen bewertet und diejenigen auswählt, die notwendig sind, um unsere Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken.
So sorgt der innere Zensor dafür, dass wir in der Gegenwart handlungsfähig bleiben, jedoch ordnet er die Emotionen nicht immer korrekt. Wenn wir uns nach einem Todesfall wieder voll und ganz auf unsere Arbeit stürzen, wird die Trauer häufig verdrängt. Wir spüren sie nicht mehr und glauben, den Verlust verarbeitet zu haben. Verdrängte Gefühle sind jedoch keine verarbeiteten, sie sammeln sich an und stauen sich auf, bis sie mit voller Wucht aus uns herausbrechen. Auch wenn wir uns im Alltag gut fühlen, können wir im Traum in Tränen ausbrechen.
Ähnlich verhält es sich in umgekehrter Weise: Ein Mensch, der sehr ernst ist, könnte im Traum große Freude empfinden und in schallendes Gelächter ausbrechen, was er im Wachzustand niemals tun würde. Auch hier greift der innere Zensor im Wachleben ein und gönnt sich während des Schlafes eine Pause.
Emotionen in Träumen deuten
Um Emotionen in Träumen richtig zu deuten, ist wie immer der Traumkontext entscheidend. Dabei geht es um die Empfindung der geträumten Emotion in der Wachwelt. Gibt es aktuell einen Grund zum Lachen oder Weinen, wie es im Traum der Fall war? Oder befindet man sich in einer Situation, die eher entgegengesetzte Gefühle auslöst? Dazu gehört auch die eigene Emotionalität. Ist man eine Person, die ihre Gefühle zeigt oder eher introvertiert?
Ebenso wichtig ist die Frage, ob man das geträumte Gefühl wiedererkennt, ob man möglicherweise denkt: „Exakt so habe ich mich in Situation xy gefühlt“. Das Umfeld der geträumten Situation ist ebenfalls von großer Bedeutung. Die Umgebung gibt Hinweise darauf, was die Ursachen des Gefühlsausbruchs im Traum sein könnten. So weist ein Krankenhaus beispielsweise auf einen Zusammenhang mit Krankheit oder Heilung hin, ein Flur auf den Lebensweg des Träumenden und so weiter.
Ebenso verhält es sich mit den beteiligten Traumpersonen. War man im Traum allein und wenn ja, warum und wie hat man sich dabei gefühlt? Wenn jemand dort war, wer war es und wie hat er bzw. sie sich verhalten? Die andere Person kann dabei durchaus für die reale Person stehen. Wer als Mann im Traum zum Beispiel seine Nachbarin küsst, empfindet möglicherweise den Wunsch danach, es tatsächlich zu tun. Ein Hinweis auf eine Liebelei?
Die Nachbarin oder eine unbekannte Frau kann jedoch ebenso gut ein Symbol der archetypischen Anima sein, also der überwiegend als weiblich angesehenen Charaktereigenschaften. In diesem Sinne kann der Kuss im Traum ausdrücken, dass man mit seiner eigenen „weiblichen Seite“ im Reinen ist.
Traumsymbole und Deutung von Gefühlen und Gefühlsäußerungen im Traum
Ein Lehrer aus North Seattle namens Tom Drummond hat sich die Mühe gemacht, einen Katalog der Emotionen zu erstellen. Sein englischsprachiger Katalog ist auf tomdrummond.com kostenlos einsehbar und umfasst rund 500 emotionale Begriffe. Allein schon aufgrund der Zahl ist es klar, dass nicht jeder emotionale Ausdruck bzw. jede Gefühlsäußerung ausführlich gedeutet werden kann, zumal es selbst für Psychologen schwierig ist, diese im Einzelfall voneinander zu unterscheiden.
Aus diesem Grund haben wir entschieden, uns auf die geläufigsten Emotionen und Gefühlsäußerungen zu konzentrieren, welche zugleich die sind, die in Träumen besonders häufig vorkommen.
Angst
Angst ist eine stets als negativ empfundene Grundemotion. Niemand hat gern Angst oder wünscht sich ein Leben in Angst. Manchmal sind auch unsere Träume von Angst geprägt. Tritt das Gefühl der Angst in den Vordergrund, spricht man von Angstträumen, die in ihrer Erscheinung den Albträumen sehr ähneln.
Angstträume sind sehr komplexe, manchmal verstörende, aber auch sehr aufschlussreiche Träume. Mit dem Thema Angst im Traum haben wir uns ausführlich in einem gesonderten Beitrag über Angst und Angstträume beschäftigt.
Freude & Fröhlichkeit
Wer im Traum seine Freude zeigt, hat vermutlich auch im realen Leben Anlass zur Fröhlichkeit. Sich im Traum zu freuen weist darauf hin, dass das Unterbewusstsein Freude empfindet. Gibt es im Wachleben keinen offensichtlichen Grund zur Freude, könnte es sich um einen kompensatorischen Traum handeln, der die Sehnsucht nach Freude widerspiegelt.
Manchmal freut man sich im Traum an den unpassendsten Orten, wie etwa auf einem Friedhof. Wer nicht zu den Zynikern gehört, die sich über den Tod eines Menschen freuen, für den hat ein solcher Traum eine durchweg positive Bedeutung. Er kann nämlich darauf hindeuten, dass man einen großen Verlust überwunden hat.
Der Tod eines geliebten Menschen oder Haustiers verursacht eine Trauer, die viele nur oberflächlich schnell überwinden. Träumt man nun, man freue sich an einem Grab, ist dies ein Signal dafür, dass man die Traurigkeit auch im Unterbewusstsein verarbeitet hat. Sie belastet die Seele des Träumenden nicht mehr, sodass er wieder unbeschwerte Fröhlichkeit empfinden kann.
Ein Fröhlichkeitstraum könnte möglicherweise auch keine tiefere Bedeutung haben. Wer am Tag etwas Schönes erlebt hat und mit einem Hochgefühl schlafen geht, hat gute Chancen, dass sich die Fröhlichkeit auf die folgenden Träume überträgt.
Kuss & Küssen
Die Mehrheit der Kussträume wird positiv interpretiert. Ein Kuss symbolisiert Liebe, Vertrauen und Einheit. Träumt man davon, eine andere Person zu küssen, zeigt das eine positive mentale Verbindung zu dieser Person. Im Alltag küssen wir nicht nur unseren Partner, sondern auch viele andere Menschen. Natürlich gibt es viele verschiedene Arten des Kusses, schließlich küssen wir unseren Lebenspartner anders als einen engen Freund oder unsere Eltern.
Der Kuss dient als Kommunikationsmittel. Ein leidenschaftlicher Kuss mit unserem Partner steht für tiefe Liebe und Verbundenheit. Solche intensiven Küsse erscheinen oft in erotischen Träumen, wo es auch in Ordnung ist, wenn man den Expartner küsst.
Eine andere Form des Kusses ist der Freundschafts- oder Bruderkuss, der typischerweise auf die Wange gegeben wird. Er steht für Vertrauen und Verbundenheit auf asexueller Ebene. Ein Kuss kann im Traum auch für Heilung stehen. Wenn sich eines unserer Kinder verletzt, kann ein kleines Küsschen auf die Wunde den Schmerz schnell lindern.
Jedoch sind nicht alle Kussträume angenehm. Manchmal sind es auch Warnträume, die drohendes Unheil ankündigen. Ein erzwungener Kuss im Traum weist auf moralische Konflikte und Falschheit hin. Den Boden zu küssen symbolisiert Demut oder Demütigung. Ein einseitiger Kuss kann auch Angst und Tod darstellen. Dies wird in der epischen Filmreihe Der Pate, die den Begriff „Todeskuss“ geprägt hat, deutlich gezeigt.
Streit & Streiten
Ein Streit im Traum symbolisiert, ähnlich wie im echten Leben, einen Konflikt. In der Traumwelt handelt es sich meist um einen inneren Konflikt, selten ist ein realer Streit mit einer anderen Person der Auslöser für solche Traumgeschehnisse.
Ein solcher Streit findet verbal statt, ohne Waffen und physische Auseinandersetzungen. Er stellt eine Form des Dialogs dar, bei dem unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Im Traum verkörpern diese Personen Aspekte der eigenen Persönlichkeit. Möglicherweise fühlt man sich zu einer Handlung gedrängt, die man als unrichtig empfindet. Diese innere Unruhe kann sich im Traum durch einen heftigen Streit entladen.
Wichtig ist dabei, mit wem der Streit stattfindet. Die andere Person repräsentiert selten den realen Menschen. Vielmehr sollte man auf die von ihr verkörperten Charakterzüge achten. Ein Konflikt mit einer Autoritätsperson symbolisiert beispielsweise den Kampf zwischen Gut und Böse oder Recht und Unrecht, während ein Streit mit einem potenziellen Sexualpartner auf ein Ungleichgewicht zwischen Vernunft und Triebhaftigkeit hinweist.
Trauern & Weinen
In der Wachwelt fließen Tränen meist, wenn wir traurig, wütend oder verzweifelt sind. Dabei ziehen wir uns oft zurück oder suchen die Nähe unserer engsten Vertrauten. Weinen ist ein Ausdruck negativer Emotionen, hat aber auch eine befreiende Wirkung. Wenn Tränen fließen, geben wir einen Teil unserer Selbstkontrolle auf und lassen unterdrückte Gefühle frei. Dadurch werden innere Spannungen reduziert, und wir spüren eine Erleichterung, die sich schwer in Worte fassen lässt.
Ähnlich verhält es sich, wenn wir im Traum weinen. Weinen im Traum ist oft ein Zeichen emotionaler Entlastung. Trauer, Wut, Angst und ähnliche Gefühle suchen ihren Weg und manifestieren sich in Form von Tränen, die den Träumenden verlassen, während sie dessen Körper verlassen, der im Traum die Seele symbolisiert.
Die Art des Weinens spielt jedoch eine große Rolle. Gibt es im Traum keinen offensichtlichen Grund, könnten die Tränen auf eine tief sitzende Traurigkeit hinweisen. Ein heftiger Heulkrampf im Traum deutet auf eine große Angst vor etwas hin. Leises Schluchzen symbolisiert Schuld oder Scham, man weint, kann aber nur schluchzen und findet keine Worte, um den Grund zu benennen. Ausführlicher Artikel über weinen im Traum.