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Einschlafträume, die in der Psychologie als hypnagoge Halluzinationen bekannt sind, beschreiben die geistige Aktivität des Gehirns im ersten Stadium des Schlafs, während des Übergangs vom Wachsein zum Schlafen. Sie markieren den Übergang vom bewussten Erleben des Tages zu den Traumerfahrungen.
Wissenschaftlich betrachtet unterscheidet man primär zwischen REM- und Non-REM-Träumen, also den Träumen, die in diesen beiden Schlafphasen auftreten. Im Gegensatz dazu stehen die Einschlaf- und Aufwachträume.
In Kürze zu: Einschlafträume |
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Die REM-Schlafphase erhielt ihren Namen durch die typischen schnellen Augenbewegungen, das sogenannte Rapid Eye Movement. Diese Phase tritt meist gegen Ende des Schlafes auf und macht bei Erwachsenen etwa 20 bis 25 Prozent des Schlafes aus. Sie kann bei allen Tieren außer Delphinen oder dem Ameisenigel beobachtet werden. In dieser Phase entstehen die meisten Träume.
Davor liegt die Non-REM-Phase, die zu Beginn des Schlafens einsetzt und fast 70 Prozent des Schlafes eines Erwachsenen ausmacht. Sie teilt sich in drei Stadien: den Übergang vom Wachsein zum Schlafen (N1), den stabilen Schlaf (N2) und den Tiefschlaf (N3). In diesen Phasen treten normalerweise weniger Träume auf als in der REM-Phase. Einschlafträume entstehen während der Non-REM-Schlafphase N1, also im Übergang zwischen Wachsein und dem Einschlafen.
Merkmale von Einschlafträumen
Einschlafträume treten ausschließlich während der ersten Schlafphase auf, der N1-Phase, welche etwa fünf Prozent des gesamten Schlafes umfasst. Im Vergleich zu „gewöhnlichen Träumen“ sind sie wesentlich kürzer. Zudem sind Einschlafträume weniger bizarr und komplex und enthalten weniger optische Elemente als die symbolisch geladenen Träume, die in der REM-Phase vorkommen.
Diese Träume setzen meist die Gedanken fort, die der Träumer vor dem Einschlafen hatte. Daher erscheinen Einschlafträume eher gedankenartig, weniger verschlüsselt und weisen einen hohen Realitätsbezug auf. In der Regel kann man sich nur dann an Einschlafträume erinnern, wenn man während dieser Phase geweckt wird.
Der Einschlaftraum stellt ein Zwischenstadium dar, zwischen den logischen Gedanken im Wachzustand und den mehr symbolischen im REM-Schlaf (paradoxer Schlaf). Einige Träumer erleben hier bereits erste Bilder und Bildabfolgen, was einen fließenden Übergang zu den REM-Träumen ermöglicht.
Einschlafträume deuten
Einschlafträume treten, wie der Name schon nahelegt, während des Einschlafens auf. Das Bewusstsein beginnt allmählich zu entgleiten, die Gedanken entziehen sich unserer Kontrolle, während die Atmung ruhiger wird, der Herzschlag langsamer schlägt, der Blutdruck sinkt und alle Muskeln im Körper erschlaffen. Das Einschlafen dauert bei einem Erwachsenen normalerweise etwa 10 bis 20 Minuten.
Sobald das Bewusstsein eingeschlafen ist, setzen auch die Träume ein. Einschlafträume haben zwar eine gewisse Kontinuität, sind jedoch nicht durchgehend von visuellen Eindrücken geprägt. Traumsymbole sind hierbei meist von geringer Bedeutung. Sie sind in der Regel neutral und näher an den bewussten Gedanken, die man vor dem Einschlafen hatte.
Die Traumdeutung von Einschlafträumen gestaltet sich in der Regel einfach, da sie nicht stark symbolisch aufgeladen sind und nicht tief in die Vergangenheit zurückreichen. Psychologische Tests haben gezeigt, dass keine Trauminhalte von Einschlafträumen mehr als sechs Wochen zurückliegen.
Die Studien legen auch nahe, dass Menschen mit einer stabilen Psyche tendenziell lebendigere Träume zu Beginn des Schlafes erleben als Menschen mit Anzeichen emotionaler Probleme. Trotzdem sind Einschlafträume bei fast allen Probanden emotional neutral, das heißt, starke Emotionen spielen hier eine untergeordnete Rolle.
Oft gibt es einen Zusammenhang zwischen der Handlung des Traums und den letzten Eindrücken vor dem Schlafen. In der Mehrzahl der Fälle entwickelt sich bei Einschlafträumen kein wirkliches Traumgeschehen. Stattdessen treten Assoziationen und Gedanken auf, die Eindrücke aus dem Wachzustand aufnehmen und wiedergeben. Beispiele hierfür können Hintergrundgeräusche wie der Fernseher oder Sinneseindrücke wie Hitze oder Wind sein.
Aufgrund dieser Vermischung ist es schwierig und oft sinnlos, Einschlafträume zu deuten, da der Traum stark mit den Gedanken aus dem Wachzustand verwoben ist und lediglich deren Fortsetzung darstellt. Versteckte Botschaften oder Warnungen sind in Einschlafträumen kaum zu finden. Es werden lediglich die Eindrücke aufgegriffen, die uns vor dem Einschlafen beschäftigen.
Typische Einschlafträume
Ein häufig beobachtetes Einschlafphänomen ist das plötzliche Hochschrecken aus dem Einschlafzustand. Dies geschieht oft nach dem Empfinden eines unendlichen Fallens, was dazu führt, dass der Träumer abrupt aus dem Schlaf hochschreckt. Fallträume zählen zu den am häufigsten erlebten Träumen während der Einschlafphase.
Ein weiterer typischer Einschlaftraum ist der Traum vom Fliegen. Die Gründe, warum Flugträume in der ersten Schlafphase von vielen Menschen geträumt werden, sind bisher von der Forschung leider kaum untersucht worden.
Obwohl die Einschlafträume meist eher oberflächlich und neutral erscheinen, können sie auch sehr intensiv erlebt werden und einen bedrohlichen Charakter annehmen. Besonders wenn sie mit einer Schlaflähmung verbunden sind, also einem vorübergehenden Gefühl der Lähmung der gesamten Muskulatur, können sie rasch zu einem Albtraum werden.
Wenn dieses plötzliche Aufschrecken beim Einschlafen häufiger auftritt, könnte es sich um Pavor nocturnus handeln, eine Schlafstörung, die insbesondere bei Menschen mit Angststörungen auftritt. Wie man Schlafstörungen mit natürlichen Mitteln behandeln kann, haben wir in einem gesonderten Artikel zusammengefasst.
Einschlafträume erinnern
Einschlafträume bleiben normalerweise nur dann im Gedächtnis, wenn man während des Einnickens durch ein Geräusch oder eine Bewegung geweckt wird.
Einschlafträume in der Kultur
Einschlafträume, auch bekannt als hypnagoge Halluzinationen, wurden in der Geschichte oft von Künstlern eingesetzt, um kreative Prozesse anzuregen. Viele Künstler und Schriftsteller ließen sich von den Bildern inspirieren, die in der Zwischenwelt von Wachsein und Schlaf entstehen.
Ein berühmtes Beispiel aus der Kunst dafür ist der Surrealismus. Künstler wie Dalí weckten sich kurz nach dem Einschlafen, um die erlebten Traumbilder in Kunstwerke zu verwandeln. Weitere Künstler, die von Einschlafträumen profitierten, waren der Dichter Jean Paul und die Kinderbuchautorin Enid Blyton.
Eine weitere Verbindung findet sich im Bereich der Meditation und des Schamanismus. In vielen schamanischen Kulturen ist die bewusste Hervorrufung von hypnagogen Halluzinationen eine zentrale Trancetechnik. Die Einschlafphase, die N1-Phase des Non-REM-Schlafes, wird absichtlich verlängert, um sie für die Reise in die innere Seelenlandschaft zu nutzen.