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Tagträume

Wie funktionieren Tagträume? | Tagträume und Traumdeutung
Tagträume sind eine gute Gelegenheit, dem Alltag zu entfliehen

Tagträume sind, wie der Name schon suggeriert, Träume, die während des Wachzustands auftreten. Man kann sie mit Fantasievorstellungen, evtl. auch mit Halluzinationen vergleichen. Sie ähneln teilweise dem luziden Traum, denn in der Regel hat der Tagträumer Einfluss auf das Traumgeschehen. Einfluss hat er nicht nur auf die Handlung, in die er eingreifen kann, sondern ist meist auch in der Lage, einen Tagtraum bewusst herbei zu führen. Tagträume können aber auch durch nachlassende Konzentration und Unaufmerksamkeit von ganz allein einstellen.

In Kürze zu: Tagträume
  • Tagträume sind Träume während des Wachzustands, bei denen der Träumende oft Einfluss auf das Geschehen hat. Sie können durch nachlassende Konzentration entstehen, beinhalten meist praktische Alltagsthemen und basieren auf der Aktivität des neuronalen Standardnetzwerks im Gehirn.
  • Tagträumen wird oft von Kindern und Menschen mit bestimmten psychischen Erkrankungen praktiziert. Es kann eine Form der Realitätsflucht oder des Verdrängungsmechanismus sein, kann jedoch auch nützlich sein, z.B. bei der Problemlösung, Entspannung und bei der Verbesserung der Willensstärke und Kreativität.
  • Trotz einiger möglichen Gefahren, wie der Verschmelzung von Wach- und Traumwelt oder der Abnahme der Aufmerksamkeit, sind Tagträume größtenteils harmlos. Sie können bewusst induziert werden und werden in der Psychotherapie zur Beruhigung und zur Kommunikation mit dem Unterbewusstsein eingesetzt.

Was sind Tagträume?

Im Gegensatz zu normalen Träumen ist der Tagträumer bei vollem Bewusstsein. Das Erlebnis des Tagtraums ist mit dem eines normalen Traums vergleichbar. Es handelt sich bei diesem Zustand um eine Art Bewusstseinserweiterung. Die Aufmerksamkeit wird von den äußeren Reizen abgelenkt und konzentriert sich auf das Innere. Man kann sagen, die Wahrnehmung und das „Ich“ machen einen Schritt zurück. Statt die Welt mit den Augen zu sehen, sieht man die Bilder mit dem inneren Auge, als wären die Augen nicht Kamera, sondern selbst Leinwand.

Psychologisch betrachtet handelt es sich bei Tagträumen um eine leichte Bewusstseinserweiterung, die auftreten kann, wenn das Gehirn sozusagen zu wenig ausgelastet ist. Sie können aber auch zur Realitätsflucht genutzt und einen Verdrängungsmechanismus darstellen. Insbesondere Kinder können sich regelrecht in Tagträumen verlieren. Einige Kinder neigen zu besonders intensiver Tagträumerei, wenn sie beispielsweise vor familiären Problemen oder der Angst vor gewalttätigen Eltern in eine „sichere“ Gedankenwelt flüchten.

Inhaltlich beschäftigen sich Tagträume zumeist mit den praktischen Dingen des Lebens. Themen sind häufig akute Angelegenheiten wie Tätigkeiten, die es noch auszuführen gilt oder zwischenmenschliche Angelegenheiten, die es zu regeln gilt. Natürlich handeln Tagträume auch manchmal von unrealistischen Themen spekulativer oder erotischer Natur. Diese Tagträume sind jedoch seltener als die mit Praxisbezug.

Forschungen haben ergeben, dass das neuronale Standardnetzwerk für die Entstehung von Tagträumen von großer Bedeutung ist. Dieses Areal des menschlichen Gehirns ist während eines Tagtraums sehr aktiv und je aktiver es ist, desto intensiver wird der Tagtraum vom Träumenden wahrgenommen. Das Standardnetzwerk unterscheidet sich deutlich von dem Teil des Gehirns, welcher für konzentrierte Arbeit genutzt wird. Entsprechend nimmt die Aktivität des Standardnetzwerks während der Arbeit ab.

Wie häufig sind Tagträume und wann treten sie auf?

Vor allem Kinder begeben sich häufig in die Welt der Tagträume. Mit ihrer blühenden Fantasie erdenken sie sich oft zum Spaß eine eigene Traumwelt. Aussagen darüber, wie häufig das im Durchschnitt geschieht, sind schwer zu treffen. Natürlich kommen Tagträume auch bei Erwachsenen vor, insbesondere kurz vor dem Einschlafen.

Tagträume entstehen häufig in Phasen nachlassender Konzentration. Menschen, die monotonen Tätigkeiten nachgehen oder einfach die Konzentration verlieren, neigen besonders oft zum Tagträumen. Die Gedanken schweifen umher und das Gehirn beschäftigt sich sozusagen mit sich selbst. Der Tagträumende tritt ein wenig hinter die Wahrnehmungsgrenze zurück und kreiert Bilder oder einfach nur innere Monologe, während er aber trotzdem in der Lage ist, einfache Tätigkeiten auszuführen oder sich ganz normal in der Öffentlichkeit zu bewegen. Er ist dabei lediglich weniger aufmerksam.

Viele psychische Erkrankungen fördern das Auftreten von Tagträumen. In etlichen Fällen von Schizophrenie oder der Borderline-Persönlichkeitsstörung gehören Tagträume zu den ersten Symptomen. Das bedeutet im Gegenzug nicht, dass häufige Tagträume automatisch auf eine dieser Krankheiten hindeuten. Vielmehr ist es so, dass Borderline-Patienten oder Schizophrene dazu neigen, die Grenze zwischen Tagtraum und Wirklichkeit aufzuheben, was sowohl für sie selbst, als auch für ihr soziales Umfeld in der Regel extrem belastend ist. Auch Menschen mit dem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) neigen vermehrt zum Tagträumen.

Sind Tagträume nützlich oder gefährlich?

Tagträume gelten als nahezu vollkommen ungefährlich. Die meisten Tagträumer bemerken schnell, dass sie sich im Bewusstseinszustand des Tagträumens befinden und können die Situation, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Außenwelt abspielt, weiter unter Kontrolle behalten. Das Risiko eines Unfalls durch Tagträumereien ist verschwindend gering, denn wer sich seiner Neigung zum Tagträumen bewusst ist, achtet auf erste Anzeichen und kann dadurch vermeiden, in kritische Situationen zu geraten, weil er durch den Tagtraum abgelenkt wird.

Ebenso wenig kann man auf Tagträumen „hängen bleiben“. Zwar besteht in gewisser Weise die Gefahr, dass die Grenze zwischen Wach- und Traumwelt verschwimmt, erhalten bleibt sie jedoch trotzdem. Hier zeigt sich erneut eine Parallele zu den luziden Träumen. Tagträume können aber auch Warnsignale der Psyche sein. Wer vermehrt und unkontrolliert tagträumt, sollte einen Arzt konsultieren, denn es kann ein allererstes Anzeichen für Schizophrenie oder das Borderlinesyndrom sein.

Gegenüber den Gefahren ist allerdings der Nutzen von Tagträumen umso größer. So können sie zum Beispiel bei der Lösung komplexer Probleme helfen. Das Gehirn befindet sich während eines Tagtraums in einer Art Leerlauf und beginnt, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Dabei greif es meistens alltägliche Probleme auf und arbeitet selbstständig an einer Lösung, auf die man vielleicht nicht kommen würde, wenn man mit vollem Bewusstsein darüber nachdenkt. Solche Lösungen sind oftmals entweder so einfach oder so komplex, dass man sie beim bewussten Nachdenken genau deswegen nicht in Betracht zieht und den Gedankengang wieder verwirft.

Tagträume dienen auch der Entspannung und Kompensation seelischen Ungleichgewichts. Sie helfen gegen Langeweile und können den Drang, etwas bestimmtes zu erreichen, stärken, indem man seine Wünsche visualisiert und dadurch positiver an die Sache herangeht. Das Gehirn entspannt und regeneriert sich während der Tagträume. Es aktiviert das „neuronale Standardnetzwerk“, das auch während eines Traums aktiv ist. Während des bewussten Nachdenkens über irgendetwas sind dagegen andere Gehirnregionen aktiv, die sich während des Tagtraums von ihren Aktivitäten erholen können.

Auch in der Psychotherapie und Psychiatrie spielen Tagträume eine bedeutende Rolle. Die Nutzung von Tagträumen ist ein erprobtes Mittel zur Beruhigung und zur bilateralen Kommunikation mit dem Unterbewusstsein.

Kann man Tagträumen lernen?

Ja, es ist möglich, Tagträume bewusst herbeizuführen. Jeder Mensch kann zum Tagträumer werden, um sich ausgeglichener zu fühlen oder seine Willensstärke und Kreativität zu stärken. Die Techniken zum bewussten Herbeiführen von Klarträumen ähneln denen der luziden Träume. Man begibt sich in einen meditationsähnlichen Zustand, etwa wie beim Traumyoga.

An einem ruhigen und entspannenden Ort nimmt man eine gemütliche Haltung ein versucht, seinen Geist zu leeren. Man denkt nicht mehr an störende willkürliche Gedanken, sondern begibt sich in seine Traumwelt. Der Übergang in den Tagtraum gelingt, wenn man es schafft, immer mehr Aspekte seiner Tagtraumfantasie in seine Gedankenwelt einzubinden und andere Gedanken immer weniger zu beachten. Ist der Zustand geistiger Leere, abgesehen von den Inhalten der Traumfantasie, erreicht, dreht man sich in Gedanken immer im Kreis. Dadurch verliert man den Sinn für Raum und Zeit und kann vollends in seinem Tagtraum aufgehen.

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