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Religion und religiöse Symbole sind tief in unserem Wesen verankert, unabhängig davon, ob wir religiös sind oder nicht. Auch unsere Träume werden oft von diesen Symbolen beeinflusst. Religiöse Symbole tragen spezifische Bedeutungen, aber im Traum sind diese Bedeutungen nicht zwangsläufig identisch.
In Kürze zu: Religion / Religiöse Symbole |
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Eine grundlegende Information vorweg: Die Deutung religiöser Symbole in Träumen ist komplex, insbesondere weil Religion in gewisser Weise eine private Angelegenheit ist. Jeder Mensch hat seine eigenen Gedanken und Überzeugungen zu religiösen Symbolen. Natürlich gibt es allgemeine Bedeutungen, die diesen Symbolen zugewiesen werden. Beispielsweise steht das Kreuz im Christentum konkret für die Kirche und Jesus Christus. In Bezug auf persönliche Bedeutungen gibt es verschiedene Perspektiven. Eine Person könnte das Kreuz als positives Symbol betrachten, da es für sie Jesus Christus repräsentiert, der Liebe und Frieden lehrte und durch seinen Tod die Verbindung zwischen Gott und den Menschen wiederherstellte, wodurch er den Weg zu Gott für alle eröffnete. Eine andere Person könnte das Kreuz als Symbol der Unterdrückung sehen, beeinflusst durch das Bild der katholischen Kirche im Mittelalter.
Der Verfasser dieses Artikels würde sich selbst nicht als religiös bezeichnen, kann aber die christliche Prägung durch das Aufwachsen in Deutschland nicht leugnen. Es ist offensichtlich, dass Religion heute ein kontroverses Thema sein kann. Hier soll versucht werden, Religionen und religiöse Symbole so objektiv wie möglich zu betrachten und ihre Bedeutung in Träumen zu interpretieren. Dabei sollen nicht nur christliche Symbole betrachtet werden. Sollte eine Deutung theologisch falsch oder eine Formulierung missverständlich sein, bitten wir um Entschuldigung und um eine kurze Mitteilung, damit wir den Sachverhalt überprüfen und den Artikel gegebenenfalls anpassen können.
Religiöse Träume deuten
Zu Beginn sollte klargestellt werden, dass ein rein religiöser Traum kaum existiert. Nur wenige Träume lassen sich eindeutig als christlich, buddhistisch, jüdisch oder muslimisch klassifizieren. Dies könnte der Fall sein, wenn man beispielsweise von einem Gottesdienst in einer Kirche träumt. Wenn die gesamte Traumhandlung und alle Symbole auf religiöse Aktivitäten bezogen sind, könnte man von einem religiösen Traum sprechen. Dennoch liegt die Bedeutung meist nicht direkt in der Religion, sondern eher in den spezifischen Traumsymbolen.
Der Glaube oder die Religion stellt die Verbindung zwischen Gott und Mensch dar. Anders gesagt, ist es die Verbindung zwischen Geist und Körper. Der Geist symbolisiert das Spirituelle oder das Unterbewusste, jenes, von dem man überzeugt ist, das man jedoch nicht greifen kann. Auf unsere spirituelle Ebene haben wir ebenso wenig direkten Zugriff wie auf unser Unterbewusstsein.
Bei der Interpretation religiös geprägter Träume ist, wie immer, der Traumkontext von Bedeutung. Generell träumen religiöse und gläubige Menschen häufiger von religiösen Symbolen als jene, die nur zu Weihnachten in die Kirche gehen oder sich als Atheisten sehen. Wenn es aktuell eine Verbindung zu Glaube und Religion gibt, sind Träume mit religiösen Symbolen nicht überraschend. Solche Situationen können beispielsweise Einladungen zu einer kirchlichen Hochzeit sein. Eine Hochzeit ist ein bedeutendes Ereignis und wenn etwa die eigene Schwester bald heiratet, wäre es fast ungewöhnlich, wenn das Unterbewusstsein nicht zumindest einmal eine Kirche oder einen Altar in die Träume einfließen ließe.
Wer sich mit seinem Glauben auseinandersetzt, ihn erforscht oder hinterfragt, träumt möglicherweise auch von religiösen Symbolen. Vielleicht hat man am Abend eine Dokumentation über Religionen gesehen und verarbeitet die Eindrücke des Films im Traum.
Sind solche Zusammenhänge nicht erkennbar, sollte der Träumende überlegen, ob er sich nicht unbewusst mit seinem Glauben auseinandersetzt. Eventuell befindet er sich in einer Phase, in der göttlicher Beistand willkommen wäre und das Unterbewusstsein möchte darauf hinweisen, dass die rationale Verdrängung der Spiritualität nicht ideal ist.
Religiöse Symbole stehen oft für Ganzheit, Erleuchtung und Erkenntnis. Die religiöse Bedeutung von Symbolen wie dem Kreuz liegt in der Verbindung zwischen Gott und den Menschen. Im Traum kann das Kreuz eine Aufforderung sein, seinen Geist weiter zu öffnen. Dies muss nicht zwingend im religiösen Sinne gemeint sein, sondern kann auch bedeuten, sich spirituell weiterzuentwickeln, indem man anderen Menschen, Gedanken und Gefühlen gegenüber offener wird.
Bedeutung religiöser Symbole im Traum
Träume sind sehr individuell, und daher gibt es in der Traumdeutung keine festen Definitionen. Dies gilt insbesondere für religiöse Symbole. Dennoch gibt es Deutungen, die häufig zutreffen und bei der Deutung der eigenen Träume in Betracht gezogen werden sollten.
Buddha
Buddha, der etwas korpulente, friedliche und in sich ruhende Mann, ist, zumindest für uns im Westen, das ultimative Symbol des Buddhismus. Wenn wir irgendwo eine Buddha-Statue sehen, denken wir automatisch zunächst an den Buddhismus. Buddha repräsentiert spirituelle Klarheit und die Vollkommenheit des Selbst. Dies wird als Verlust des Ichs verstanden, was jedoch positiv gemeint ist. Vielmehr geht es darum, sich von Verlangen zu befreien und in sich selbst Ruhe zu finden.
In diesem Kontext ist er ein Symbol für Weisheit, Rat und Unterstützung. Er kann darauf hinweisen, mehr in sich selbst hineinzuschauen und sich nicht zu sehr von äußeren Einflüssen leiten zu lassen. Wird man von einem Buddha angesprochen, ist das in der Regel ein sehr gutes Zeichen, denn positive Ereignisse stehen bevor. Wer im Traum einen Buddha verehrt, sucht Hilfe. Wahrscheinlich möchte man sich einem anderen Menschen anvertrauen, hat jedoch Angst davor. Hier ist der Buddha als Aufforderung zu verstehen, über den eigenen Schatten zu springen.
Jesus Christus
Im Traum stellt Jesus Christus, der Sohn Gottes, ein starkes und überwiegend positives Traumsymbol dar. Es ist nicht erforderlich, religiös zu sein, um Jesus im Traum zu erkennen, denn es kann als Allgemeinbildung betrachtet werden, zu wissen, wofür Christus steht und wie er ausgesehen haben soll, zumindest in der weißen Darstellung. In den christlich geprägten Regionen der Welt sollte dies selbst jenen bekannt sein, die noch nie eine Kirche von innen gesehen haben.
Üblicherweise erscheint Jesus im Traum als Heiland oder Retter. Er verkörpert Hilfe und die Linderung von Leid. Übermittelt Jesus dem Träumenden im Traum eine Botschaft, ist dies meist als Zeichen von Erkenntnis zu deuten und als Aufforderung, aktiv zu werden. Die Botschaft kann wörtlich verstanden werden, sie kann jedoch auch ausschließlich aus Traumsymbolen bestehen. Wenn Jesus im Traum von einer Krankheit, einem Autounfall oder einer Schwangerschaft spricht, sollte man gezielt die einzelnen Symbole in unserem Lexikon der Traumsymbole nachschlagen.
Im Traum repräsentiert Jesus häufig auch das innere Gleichgewicht. Möglicherweise ist das innere Gleichgewicht des Träumenden gestört, und Christus mahnt in dem Traum an, dieses wiederherzustellen. Oft symbolisiert er auch den Sinn des Lebens, den der Träumende zu finden sucht.
Jesus im Traum anzubeten, zeigt das Streben nach Freude und Liebe. Der Träumende sehnt sich nach mehr davon und sollte überlegen, wie er dies erreichen kann. Jesus kann auch warnend auftreten und davor warnen, den Glauben zu verlieren, sowohl auf spiritueller als auch auf persönlicher Ebene, im Sinne des Glaubens an sich selbst.
Drittes Auge
Das Dritte Auge ist ein bedeutendes spirituelles Traumsymbol, das stark mit Klarheit, Erkenntnis und Weisheit verknüpft ist. Dieser Zusammenhang erscheint logisch, da man mit einem dritten Auge schlichtweg mehr wahrnehmen und erkennen kann. Träumt jemand von einem Dritten Auge oder sieht es im Traum, ist diese Person meist ein ausgeglichener und harmonischer Charakter.
Oft deutet es auch auf starke empathische Fähigkeiten hin, wie beispielsweise die Fähigkeit, stets die Kontrolle zu behalten, indem man Situationen richtig einschätzt und künftige Entwicklungen vorhersieht, um sie rechtzeitig in die richtige Richtung zu lenken. Ebenso steht es symbolisch für die Fähigkeit, Menschen für sich zu gewinnen und tiefgründige Beziehungen zu führen.
Im Traum kann das Dritte Auge auch als Ausdruck des Wunsches nach mehr Klarheit interpretiert werden. Der Träumende sollte darüber nachdenken, was ihn im Leben daran hindert, Klarheit und Verständnis zu erlangen. Solche Hindernisse können zum Beispiel eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster sein, die zwar grundsätzlich funktionieren, aber dennoch die persönliche Entwicklung beeinträchtigen.
Engel
Engel werden nicht nur im Christentum verehrt, sondern finden sich auch im Islam, Judentum sowie in weiteren Glaubensrichtungen. Eine universelle religionsübergreifende Definition für Engel existiert nicht, da ihr Aussehen und ihre Aufgaben je nach Religion variieren. Dennoch gibt es viele Gemeinsamkeiten in den Eigenschaften und Bedeutungen der Engel.
Einem Engel im Traum zu begegnen, wird meist positiv interpretiert, da Engel als Boten Gottes gelten. Sie sind liebevolle und schützende Wesen, die den Träumenden unterstützen und ihm den richtigen Weg aufzeigen können. Dies deutet darauf hin, dass der Träumende mit einem Problem konfrontiert ist, bei dem er nicht weiterkommt, und hofft, dass Gott ihm einen Engel zur Hilfe sendet. Das Erscheinen des Engels im Traum signalisiert oft, dass sich das Problem bald lösen wird.
Im Traum fungieren Engel oft auch als Botschafter des Unterbewusstseins. In dieser Sichtweise repräsentiert der Engel das personifizierte Gute und dient als freundliche Erinnerung, weniger rational und mehr auf das eigene Unterbewusstsein vertrauend Entscheidungen zu treffen.
Geistlicher
Geistliche sind integraler Bestandteil jeder Religion, da sie als Repräsentanten Gottes fungieren. Sie stehen ihm besonders nahe und ihre Aufgaben umfassen die Verbreitung von Gottes Wort sowie die Sorge um das geistliche Wohl ihrer Gemeinde. Darüber hinaus helfen sie Menschen in Not und stehen als Seelsorger zur Verfügung, um auf mentaler Ebene Unterstützung zu bieten.
Im Wesentlichen ähneln Geistliche dem Traumsymbol Engel, jedoch sind sie von ihrer Natur her dem Menschen näher als Gott, während Engel eher als göttliche Wesen betrachtet werden. Wer von einem Geistlichen träumt, könnte sich nach Trost, einem guten Rat oder einem Gesprächspartner sehnen, mit dem er offen über seine Situation sprechen kann.
Im Traum symbolisiert das Gespräch mit einem Geistlichen Ehrlichkeit, denn nur wer offen und ehrlich mit einem Geistlichen kommuniziert, kann sein Leid lindern und den passenden Rat erhalten. In diesem Sinne erinnert der Traum den Träumenden daran, aufrichtig und ehrlich zu sich selbst und anderen zu sein.
Erscheint der Geistliche, Prediger, Pfarrer oder Priester hauptsächlich als Seelsorger, deutet dies oft auf einen Konflikt hin. Dieser Konflikt kann weltlicher Natur sein. Wenn dies nicht der Fall ist, handelt es sich wahrscheinlich um einen inneren Konflikt des Träumenden. Seine Seele ist im Ungleichgewicht und er sollte darüber nachdenken, wie er diesen Zustand verbessern kann.
Gott / Göttin
Träume von Gottheiten wie Gott, Göttinnen oder Göttern sind oft recht komplex in ihrer Deutung. Dabei spielt die Art und Weise, wie der Gott erscheint, eine wesentliche Rolle. Besonders einfach ist es, wenn man sich in die griechische und römische Mythologie begibt. Diese Götter hatten spezifische Aufgaben und Merkmale, wie etwa der Gott des Krieges, der Meere oder die Göttin der Liebe. Da diese Gottheiten häufig dargestellt wurden, ist es relativ einfach zu identifizieren, welcher Gott im Traum erschienen ist und welche Lebensbereiche er repräsentiert.
In monotheistischen Religionen gestaltet sich dies schwieriger, insbesondere wenn man sich kein Bild von Gott machen darf. Hier sind Allah, Jahwe oder der christliche Gott im Traum nicht direkt sichtbar, sondern ihre Präsenz wird eher durch ein Gefühl vermittelt. Man spürt im Traum die Anwesenheit der göttlichen Kraft. Dieses Gefühl ist schwer zu beschreiben, man weiß einfach, dass eine höhere Macht anwesend ist.
Gottesträume werden oft als moralische Träume interpretiert. Sie können auf einen Reifeprozess oder den Wunsch nach ethischer und moralischer Weiterentwicklung hinweisen. Ein solcher Traum kann darauf hindeuten, dass man bereit ist, seine eigenen Werte zu reflektieren und ein Vorbild zu sein, indem man positive menschliche Werte stärker nach außen trägt. Häufig geht es auch um die Frage, was dem Träumenden heilig ist, wobei dies auch die Charakterzüge der Person betrifft.
Mitunter spricht Gott im Traum zu uns. Die Bedeutung dieses Ereignisses hängt stark davon ab, was die göttliche Stimme sagt und auf welche Weise. Auch die Gefühle des Träumenden währenddessen sind für die Interpretation entscheidend. Bietet Gott Unterstützung an? Ermahnt er den Träumenden? Oder spendet er Trost und Zuspruch?
Ein Traum von einer Gottheit kann auch einen realen religiösen Hintergrund haben. Es könnte sein, dass der Träumende seinen Glauben oder seine Religiosität unterdrückt hat oder dass sie ihm aberzogen wurde. Vielleicht ist der Träumende von einem Glauben erfüllt, den er stets verleugnet hat, sei es aufgrund einer zu rationalen Sichtweise oder weil die Eltern ihm Religion als unwichtig vermittelten.
Entscheidend ist hier, in welchem Verhältnis der Träumende zu seiner Gottheit steht. Ein liebevoller Gott kann auch die Eltern symbolisieren, die einem stets Liebe entgegenbrachten oder das Gefühl vermittelten, dies nicht zu tun. Auch Schuldgefühle können sich in Gottesträumen manifestieren, beispielsweise als Ausdruck des Wunsches nach Vergebung der eigenen Taten.
Gottesdienst
Der Gottesdienst ist eine religiöse Zusammenkunft, bei der zahlreiche Menschen einer Glaubensgemeinschaft zusammenfinden, um gemeinsam zu beten und Gott nahe zu sein. Ein Gottesdienst ist außerdem eine Zeit der inneren Einkehr. In unserer schnellen Welt empfinden viele Menschen den Gottesdienst auch als Zeit der Entspannung. Man hat die Möglichkeit, ungestört in sich zu gehen, denn Hektik und Stress des Alltags bleiben außerhalb der Kirchentür.
Während des Gottesdienstes wird der Glaube bewusst gelebt. Im Traum kann dies bedeuten, dass der Träumende mit sich selbst, seiner Religiosität und seinem Glauben im Einklang ist. Er fühlt sich zufrieden, was sich in dem harmonischen Gottesdienst widerspiegelt. Möglicherweise zeigt sich aber auch der Wunsch, seine Glaubensgrundsätze intensiver auszuleben. Intensiver bedeutet in diesem Kontext, Werte wie Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe oder Barmherzigkeit noch stärker zu praktizieren.
Ähnliches sagt auch die allgemeine nicht-religiöse Traumdeutung. Beim Gottesdienst muss es nicht um eine spezifische Gottheit gehen. Gott kann auch als eine höhere Macht im Sinne eines allgemeinen Wertesystems verstanden werden. In diesem Sinne bezieht sich der Traum auf den Wunsch nach moralischem Wachstum.
Manchmal leiten wir in unseren Träumen selbst einen Gottesdienst oder halten eine Predigt. Das kann auf Opferbereitschaft hinweisen. Wer selbstlos handelt, erhält im Traum eine Bestätigung seines Handelns, indem er die Predigt hält, was als eine Art Belohnung dient. Es kann jedoch auch bedeuten, dass der Träumende erkannt hat, dass es an der Zeit ist, sich persönlich weiterzuentwickeln. Indem er selbst spricht und Positives predigt, verpflichtet er sich, mit gutem Beispiel voranzugehen.
Heilige Bücher / Schriften
Heilige Bücher stehen für die zentralen Schriften verschiedener Religionen, wie etwa die Bibel, den Koran oder den Tanach. Es gilt als positiv, von einer Heiligen Schrift zu träumen. In den Religionen sind diese Schriften mehr als bloß bedeutende Bücher. Sie enthalten die Weisheit der Gottheiten und auch heute noch werden religiöse Fragen mithilfe dieser Schriften geklärt. Dabei kommt es oft zu Streitigkeiten, da diverse Passagen unterschiedlich interpretiert werden können.
Im Traum symbolisiert eine Heilige Schrift Akzeptanz des Glaubens und zeigt ein Menschenbild, das man selbst als erstrebenswert empfindet. Natürlich muss man nicht mit jedem Wort einverstanden sein, aber man kann zum Beispiel die katholische Interpretation des Christentums schätzen, sogar wenn man einige Aspekte wie die Ablehnung von Verhütungsmitteln zur AIDS-Eindämmung oder der gleichgeschlechtlichen Ehe persönlich ablehnt.
Träumt jemand davon, in einer Heiligen Schrift zu lesen, zeugt das von Neugier und Wissensdurst. Das Lesen steht dafür, dass man nach dem richtigen Lebensweg sucht und hofft, im Wertekanon der Schrift Antworten zu finden. Solche Träume können auch den Wunsch ausdrücken, über den eigenen Horizont hinauszuschauen. Wenn ein gläubiger Muslim im Traum die Bibel liest, bedeutet das nicht, dass er an seinem Glauben zweifelt. Es zeigt vielmehr Interesse, die Perspektiven anderer zu verstehen.
Vielleicht offenbart sich auch die Erkenntnis, dass Christentum und Islam zwar Unterschiede aufweisen, jedoch in ihrer grundlegenden Botschaft ähnlich sind. Menschen möchten mit Gottes Hilfe ein gutes und friedliches Leben führen und sollen Gottes Werte wie Barmherzigkeit und Güte auf Erden leben.
Umgekehrt gilt dasselbe: Wer als Christ vom Koran träumt, möchte vielleicht mehr über diese Religion erfahren und sich ein eigenes Bild von der Heiligen Schrift machen. Religionen sind keine naturgegebenen Feinde, auch wenn dies von einigen falsch dargestellt wird.
Himmel
Wenn hier vom Himmel die Rede ist, sprechen wir nicht von der blauen Weite über uns, die gelegentlich von Wolken verdeckt wird, sondern vom spirituellen, religiösen Himmel. Dieser Himmel ist der Ort, an dem gläubige Menschen nach ihrem Tod die Ewigkeit verbringen. In den Himmel gelangt, wer auf Erden ein gutes Leben im Sinne der jeweiligen Gottheit geführt hat. Auch jene, die weniger gute Taten vollbracht haben, können in den Himmel kommen, wenn sie ihre Sünden ehrlich bereuen und um Vergebung bitten.
Niemand kennt das genaue Aussehen des Himmels, ob tatsächlich Engel über Wolken hüpfen oder ob jeder einen individuellen Himmel erhält, entsprechend seiner Vorstellungen. Sicher ist lediglich, dass der Himmel ein Ort ohne Leid ist. Dort ist man glücklich und zufrieden und wird mit den Seelen der Verstorbenen, die man geliebt hat, wieder vereint.
Im Traum stellt der Himmel ebenfalls einen Ort dar. Wer vom Himmel träumt, ist wahrscheinlich im wirklichen Leben zufrieden, ähnlich wie frisch Verliebte. Der Himmel symbolisiert Freiheit; dort ist alles gut, und in der Unendlichkeit gibt es weder Ängste noch Schmerzen. Ein solcher Traum könnte auch darauf hinweisen, dass man sich in einer komplizierten Situation befindet und sich nach dieser Freiheit sehnt.
Hölle
Die Hölle stellt den genauen Gegensatz zum Himmel dar. Dort ist nichts erfreulich, und wer im Leben als schlechter Mensch gegolten hat, wird nach dem Tod in der Hölle für seine Vergehen bestraft. Der Gedanke an die Hölle ruft typischerweise Bilder von Schwefelgeruch, Feuer und natürlich den Teufel als personifiziertes Böses und Herrscher über die Hölle hervor.
Träume von der Hölle sind häufig Angstträume. Niemand möchte in die Hölle geraten, da eine Ewigkeit voller Schmerzen und Strafen selbst die stärksten Masochisten überfordern könnte. In Höllenträumen offenbart sich oft die Furcht vor etwas. Der Träumende wittert möglicherweise eine Bedrohung, die mit einer bedeutenden Veränderung verbunden ist, wie etwa eine Scheidung oder die Kündigung. Oder er empfindet tiefe Schuldgefühle, weil er zum Beispiel einen Kollegen verraten hat, um an dessen Stelle eine Beförderung zu erzielen.
Die im Traum erlebte Hölle kann auch auf eine anders geartete psychische Belastung hinweisen. Es ist möglich, dass die Träume auf eine ernsthafte Depression hindeuten. Andererseits könnte sich auch der Wunsch nach Vergebung bemerkbar machen. Vielleicht hat man eine böse Tat begangen, für die man bestraft wurde. Wenn der Traum von der Hölle nicht allzu schrecklich ist, nicht wie ein echter Albtraum, könnte das darauf hindeuten, dass man die Unannehmlichkeiten akzeptiert.
Initiation
Eine Initiation ist ein besonderes Ritual, bei dem man in eine Gruppe aufgenommen wird und somit ein vollwertiges Mitglied wird. Solche Gruppen sind oft Geheimbünde oder religiöse Gemeinschaften. Vor der Initiation steht die Anwartschaft. Nur wenn man sich in dieser Phase als würdig erweist, wird man in die Gruppe aufgenommen und erhält Zugang zu allem, was einem zuvor verborgen war.
Eine Initiation im Traum, also die Teilnahme an einem solchen Ritual, wird normalerweise als eine Art seelische Öffnung interpretiert. Es ist ein Zeichen der Erkenntnis. Möglicherweise hat der Träumende tatsächlich etwas entdeckt, das ihm bisher verborgen geblieben ist. Oft handelt es sich dabei um einen weiteren Schritt auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.
Kirche
Wie bereits beim Traumsymbol Gottesdienst angedeutet, ist die Kirche ein Ort der Besinnung. Wer einen Gottesdienst besucht, sucht die Gemeinschaft und die Begegnung mit Menschen, die den eigenen Glauben teilen. Eine Kirche außerhalb des Gottesdienstes ist dagegen ein Ort der Ruhe. In einer Kirche ist es still und friedlich, ohne den Lärm und die Hektik des Alltags.
Dort kann man in sich gehen und über Gott und die Welt nachdenken. Man kann im Gebet sein Leid klagen, egal ob laut ausgesprochen oder nur still in Gedanken. Im Traum in einer Kirche zu beten, deutet auf Hoffnung hin, die der Träumende hat oder sich wünscht.
Wer die Zeit hat, in Ruhe zu reflektieren, wird neue Erkenntnisse gewinnen. Der Aufenthalt in einer Kirche ist ein Zeichen für einen seelischen Reifungs- und Entwicklungsprozess. Wer ängstlich oder in Gefahr ist, findet in der Kirche Zuflucht. In diesem Sinne ist der Traum ein Ausdruck der Angst, und der Träumende sollte sich fragen, wovor er flieht und warum er Schutz sucht.
Die Kirche ist ein starkes Traumsymbol, da sie auch in der Realität großen Schutz bietet. Wer zum Beispiel verfolgt wird und in einer Kirche Zuflucht sucht, darf von der Polizei nicht gewaltsam entfernt werden. Ausnahmen sind nur in besonders schweren Fällen zulässig.
Kreuz / Kreuzigung
Im religiösen Kontext steht das christliche Kreuz als Symbol für die Verbindung zwischen Gott und den Menschen. Es repräsentiert sowohl Hoffnung und Erlösung als auch das Opfer, das manchmal erforderlich ist. In einem weiteren Artikel gehen wir ausführlicher auf die Bedeutung des Traumsymbols Kreuz ein.
Träume von einer Kreuzigung hingegen haben oft eine eher negative Bedeutung. Einer Kreuzigung beizuwohnen deutet darauf hin, dass Veränderungen bevorstehen, jedoch möglicherweise nicht in der vom Träumenden gewünschten Weise. Der Träumende könnte in Erwägung ziehen, ein neues berufliches Projekt zu leiten, hat jedoch die Befürchtung, dass dieses unerwartet scheitern könnte.
Teufel
Träume vom Teufel werden oft als Warnträume interpretiert. Der Teufel symbolisiert das urtümliche Böse, das in ihm verkörpert wird. Alles, was ein Mensch verachtet, spiegelt sich in der Figur des Teufels wider. Eine ausführliche Deutung von Träumen vom Teufel ist in einem eigenen Artikel zu finden.
Zeremonie / Ritual
In einer Zeremonie oder einem Ritual werden zu einem bestimmten Anlass festgelegte Handlungen in einer bestimmten Reihenfolge ausgeführt. Ein Beispiel hierfür ist die Initiation. Weitere Beispiele umfassen Preisverleihungen, Ehrungen, Hochzeiten und Beerdigungen. Wenn man im Traum an einer Zeremonie oder einem Ritual teilnimmt, ist die Art der Zeremonie von Bedeutung.
Handelt es sich um eine bekannte Zeremonie, die möglicherweise mit einem Gottesdienst verbunden ist? Oder ist es eine unbekannte Zeremonie? Dann ist entscheidend, wie die Zeremonie verlaufen ist und wer daran beteiligt war. Andere Menschen symbolisieren hierbei selten ihre realen Gegenstücke, sondern verkörpern meist die wesentlichen Eigenschaften, die wir mit diesen Personen assoziieren.
Von besonderer Bedeutung ist auch das Gefühl, das der Träumende während der Traumzeremonie empfand. Die Traumdeutung in diesem Kontext ist meist unkompliziert. Ein positives Gefühl im Traum deutet oft auf ein positives Gefühl im realen Leben hin. Hat der Träumende eine Ehrung oder ein besonderes Lob für seine Handlungen erhalten, kann das Wohlgefühl im Traum als Zeremonie in Erscheinung treten. Ist das Gefühl jedoch eher negativ, könnte es darauf hindeuten, dass man glaubt, die Anerkennung nicht verdient zu haben.
Wenn die Zeremonie nicht dem Träumenden gewidmet war oder er sich im Traum davon entfernte, könnte es sich um einen Warntraum handeln. Der Träumende könnte selbst im Mittelpunkt stehen, doch um dies zu erreichen, muss er aktiv werden und die sich bietenden Gelegenheiten ergreifen.
Gesellschaftliches / Psychologisches
Unabhängig von den spezifischen Ausprägungen der Religion, ihrer Mythologie oder Symbolik, bleibt die Essenz aller Religionen gleich. Jede Religion strebt an, dass Menschen gemeinsam ein gutes und friedliches Leben führen. Die Menschen sollen nicht grausam sein, sie sollen niemandem Schaden zufügen und selbst kein Leid erfahren müssen. Und wenn dies im Leben nicht möglich ist, gibt es einen Ort, an dem es so sein wird. Religion schenkt den Menschen Hoffnung. In Zeiten von Not kann sich ein Mensch an seinen Gott wenden, sein Leid klagen und um Hilfe bitten.
Jedem ist dabei klar, dass Gott nicht plötzlich erscheinen wird, um alles zu regeln. Gott handelt auf andere Weise. Er wird keinen Flüchtling persönlich aus dem Meer retten. Gott wird sich auch nicht vor einen Soldaten werfen, um eine Kugel abzufangen. Er kann keinen Toten wieder zum Leben erwecken und wenn jemand in der Wüste zu verhungern droht, wird Gott nicht hinter der nächsten Düne ein Imbiss errichten. So funktioniert ein Gott nicht.
Religion bietet den Menschen Halt. Sie können in ihrem Glauben aufgehen und daraus Kraft und Zuversicht schöpfen. Sie ist auch der letzte Rettungsanker, der Menschen bleibt, wenn sie alle Hoffnung verlieren. Selbst die meisten überzeugten Atheisten rufen nach Gott, wenn sie nach einem Autounfall schwer verletzt und im Wrack eingeklemmt sind und viel Blut verlieren, während keine Hilfe in Sicht ist.
Religion ist aber auch mit unermesslichen Leiden verbunden. Sie hat Abermillionen Menschenleben gefordert. Zahlreiche Kriege wurden im Namen des Glaubens geführt. Natürlich hat nicht jede Religion eine kriegerische Vergangenheit. Doch von den großen Weltreligionen kann sich kaum jemand freisprechen. Die islamischen Expansionskriege bis ins 8. Jahrhundert und die christlichen Kreuzzüge sind nur die auffälligsten Beispiele; die Expansionskriege nach der Gründung Israels können hierbei ebenfalls in Betracht gezogen werden.
Lediglich der Buddhismus kann als Beispiel für eine friedlichere Religion genannt werden. Obwohl allgemein angenommen wird, dass Buddhisten die friedlichsten Menschen der Welt sind und es keine friedlichere Religion als den Buddhismus gibt, klebt auch an den Händen des Buddhismus menschliches Blut. Es gibt eine gewalttätige Vergangenheit im Buddhismus, doch es gab keine religiösen Angriffskriege, die in Qualität und Quantität an die zuvor genannten Beispiele heranreichten. Das meiste Blut floss in Befreiungs- und Verteidigungskämpfen. Auch wer Liebe und Frieden predigt, lässt sich letztlich nicht gerne vernichten.
Ein Problem aller Religionen ist, dass starker Glaube zu Fanatismus führen kann. Dies geschieht umso stärker, je mehr Macht von den Kirchen, der institutionellen Ausübung des Glaubens, ausgeht und je schlechter es den Menschen tatsächlich geht. Wenn Menschen leiden und systematisch unterdrückt werden, bleibt ihnen nur noch ihr Glaube. Dieser kann sich so sehr ins Extreme verstärken, dass Fanatiker daraus hervorgehen. Wenn diese Menschen weder Nahrung noch medizinische Versorgung erhalten, sondern stattdessen militärische Ausrüstung, ist es kaum verwunderlich, wenn sie im Namen ihrer Religion Dinge tun, die den eigentlichen Glaubensgrundsätzen widersprechen.
In der Geschichte der Religion gab es weltweit viel Unterdrückung und Gewalt. Es liegt schlichtweg in der Natur der Menschen, eine Machtposition auszubauen, wenn ihnen eine angeboten wird. Gewalt geht von Menschen aus, nicht von Göttern.
Da die Religion so tief in den weltlichen Kulturen verankert ist, ist es nicht verwunderlich, dass sie auch in symbolischer Form in unseren Träumen präsent ist. Selbst wer sich von einer Religion oder einem Glauben lossagt, bleibt nicht vollständig frei davon, an irgendetwas zu glauben. Es muss kein definierter Glaube sein, aber „an etwas“ glaubt doch jeder.
Religiöse Symbole sind stets mit einer Grundbedeutung verknüpft, die jedoch frei ausgelegt werden kann. Eingangs wurde erwähnt, dass ein Kreuz als das positivste heilige Symbol gedeutet werden kann, aber auch als sehr negatives Zeichen für Unmenschlichkeit. Es bleibt jedoch stets verbunden mit Jesus und der Kirche. Was der Traum im Detail bedeutet, kann nur aus der eigenen Perspektive heraus interpretiert werden, denn kein Traumsymbol hat eine absolute Bedeutung. Auf religiöse Traumsymbole trifft diese Aussage besonders stark zu.