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Wenn Menschen träumen, findet dies zumeist in der sogenannten REM-Schlafphase statt. Die auch als „paradoxer Schlaf“ bezeichnete Phase ist gekennzeichnet durch schnelle Augenbewegungen und einen erhöhten Blutdruck sowie Puls.
Bei erwachsenen Menschen nimmt der REM-Schlaf circa 20 bis 25 Prozent des gesamten Schlafes ein, wobei zu Beginn der Nacht nur wenig Zeit im REM-Schlaf verbracht wird. Ab dem achten Lebensjahr verringert sich die Zeit der REM-Schlafphase von neun auf etwa drei Stunden.
Menschen mit Schlafstörungen und einem damit verbundenen Entzug der REM-Phase zeigen häufig ein gesteigertes triebhaftes Verhalten, wie ein vermehrtes Hungergefühl, vermehrte sexuelle und aggressive Impulse, Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisprobleme.
Tiere können Träumen
Auch Tiere durchleben im Schlaf die REM-Phase. Diese Schlafphase wurde bei allen bisher erforschten Säugetieren beobachtet, mit Ausnahme des Delfins sowie des Ameisenigels. Untersuchungen haben ergeben, dass Ratten nach einem vollständigen REM-Schlaf-Entzug von zwei bis drei Wochen sterben können.
Abgesehen von den bereits genannten Arten zeigen fast alle Säugetiere, Vögel und einige Reptilien REM-Schlafphasen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass diese Tiere höchstwahrscheinlich ebenfalls träumen.
Daran erkennt man, dass Tiere träumen
Wer einen Hund oder eine Katze besitzt, hat dieses Phänomen wahrscheinlich schon einmal bemerkt: Das pelzige Haustier döst friedlich an seinem Lieblingsplatz und beginnt plötzlich grundlos mit geschlossenen Augen zu zucken, zu jaulen, zu winseln oder für einen Moment zu miauen, bevor es wieder leise weiterschläft.
Besonders Hunde und Katzen bewegen im Schlaf ihre Pfoten so, als ob sie laufen würden, geben charakteristische Laute von sich oder zeigen lebhafte Gesichtsausdrücke, wie das Bewegen der Augen, das Zeigen der Zähne, das Herausstrecken der Zunge und so weiter. Wenn man beobachtet, dass das eigene Haustier solche oder ähnliche Verhaltensweisen zeigt, träumt es höchstwahrscheinlich gerade.
Der folgende Clip veranschaulicht das typische Verhalten von Hunden während eines Traumes:
Das passiert während des Traumes
Tiere verfügen offenbar ebenfalls über die Fähigkeit zu träumen. Während dieses Vorgangs verarbeiten sie möglicherweise Erinnerungen, die auf den vorherigen Tag beschränkt sein können oder auch weiter zurückliegende Erinnerungen umfassen. Besonders bei traumatisierten Hunden lässt sich dieses Phänomen beobachten, ebenso bei alten oder eingeschränkten Tieren.
Der Nachweis, dass Tiere während eines Traumes ihre Tageserlebnisse verarbeiten, wurde durch verschiedene Tierversuche erbracht. So wurden etwa Experimente an Ratten durchgeführt, die zeigten, dass die Gehirnaktivität, die die Tiere bei der Futtersuche aufwiesen, in der folgenden Schlafphase ähnlich wiederkehrt.
Der Beweis der Schlafforscher
Der französische Schlafforscher Michel Jouvet führte in den sechziger Jahren ein bemerkenswertes Experiment durch, bei dem es ihm gelang, die im REM-Schlaf typischerweise vorhandene Muskellähmung bei Katzen aufzuheben. Die Katzen schliefen zunächst ganz normal ein und zeigten dann in der REM-Schlafphase folgende Auffälligkeiten: Sie buckelten, fauchten, liefen im Käfig umher und sträubten ihr Fell. „Das Verhalten der schlafenden Tiere war so wild, dass selbst die Experimentatoren zurückzuckten“, berichtete Jouvet in einem Artikel.
Es schien, als ob die Versuchskatzen jagten oder gegen einen unsichtbaren Feind kämpften. Während des gesamten Experiments schliefen die Tiere jedoch so fest, dass weder Lichtimpulse noch der Geruch von Futter sie wecken konnten. Für den Schlafforscher war dies ein Beleg für die Fähigkeit der Katzen, typische Erlebnisse und alltägliche Situationen im Traum nachzuerleben.
Auch traumatische Ereignisse werden im Traum verarbeitet
Dass Tiere im Traum nicht nur alltägliche Ereignisse, wie die Suche nach Futter, das Jagen oder lediglich das Spiel mit ihren Artgenossen verarbeiten, hat die Wissenschaftlerin Penny Patterson anhand von zwei Gorillas demonstriert.
Die US-amerikanische Forscherin entwickelte die „Gorilla Sign Language“, eine zeichenbasierte Sprache, mit der Gorillas mit Menschen kommunizieren können. Durch diese Zeichensprache sollen die Gorillas Michael und Koko angeblich von ihren Träumen berichtet haben.
Michael, dessen Mutter von Wilderern getötet wurde, soll von Menschen erzählt haben, die Gorillas töten. Da das Tier mitten in der Nacht und direkt nach dem Aufwachen davon sprach, vermutet die Forscherin, dass Michael von einem Alptraum berichtete und nicht von seinen realen Erlebnissen.
Ob Wahrheit oder Fiktion, Fakt ist, dass viele Tiere eine ausgeprägte Wahrnehmung besitzen. Genau wie wir Menschen können Tiere Gefühle ausdrücken und sich ihres Daseins bewusst sein. Im Gegensatz zu den meisten Menschen sind Tiere in der Lage, im Einklang mit ihrer Natur zu leben und verfügen über komplexe Fähigkeiten, von denen Menschen, im wahrsten Sinne des Wortes, nur träumen können.