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Der Animus als archetypisches Traumsymbol
Der Animus steht als archetypisches Traumsymbol für das Männliche. Dieser Archetyp tritt meistens, jedoch keineswegs ausschließlich, in den Träumen von Frauen auf. Wie auch bei anderen archetypischen Symbolen wird im Animus ein Teil der eigenen Persönlichkeit dargestellt. In diesem Fall handelt es sich um typisch männliche Charakterzüge. Zu diesen männlichen Eigenschaften gehören unter anderem Selbstbewusstsein, Durchsetzungskraft, Rationalität und Logik.
In Kürze zu: Archetyp Animus |
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Symbole des Animus erscheinen häufig in Frauenträumen, besonders dann, wenn die Frau sich gegen ihre tief verwurzelte männliche Seite zur Wehr setzt. Carl Gustav Jung betrachtete archetypische Traumsymbole als einen Bestandteil des kollektiven Unterbewusstseins. Er war der Meinung, dass die menschliche Persönlichkeit aus einem gemeinsamen Ursprung hervorgegangen ist und dass es eine Art Wesenhaftigkeit gibt, die über Generationen hinweg weitervererbt wird und sich dabei mit der Zeit verändert.
Die Parallele zur Genetik ist hier nicht zu übersehen und bietet sich als Vergleich an. Ähnlich wie der menschliche Genpool sich ständig durch Vererbung und Mutationen verändert, so wird auch das kollektive Unterbewusstsein vererbt und verändert sich. Die Archetypen sind in diesem kollektiven Unterbewusstsein, das ein Teil eines jeden Menschen ist, verwurzelt und streben nach einem Zustand des Gleichgewichts. Werden Aspekte der ureigenen Persönlichkeit vernachlässigt, kommt es zu einem Ungleichgewicht. Um das seelische Gleichgewicht wiederherzustellen, machen sich die vernachlässigten Persönlichkeitsaspekte durch archetypische Symbole im Traum bemerkbar.
Was archetypische Animus-Träume bedeuten
Archetypische Traumsymbole werden oft als seelische Warnsignale interpretiert. Bei Träumen, die den Animus betreffen, weisen diese archetypischen Bilder darauf hin, dass der männliche Anteil des Charakters zu wenig Beachtung findet. Der Animus erscheint hauptsächlich in den Träumen von Frauen, weil oft die weibliche Seite zu stark betont wird, während die männliche Seite unterdrückt oder ignoriert wird.
Im Laufe der menschlichen Entwicklung haben sich gesellschaftliche Konventionen tief in unserer Psyche verwurzelt. Das klassische Bild vom Mädchen, das mit Puppen spielt, und dem Jungen, der Feuerwehrmann werden möchte, ist immer noch sehr präsent. Schon in der Erziehung wird darauf hingewirkt, die Persönlichkeitsmerkmale zu fördern, die dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau entsprechen.
Der weibliche Aspekt der Persönlichkeit ist bei Frauen in der Regel stärker ausgeprägt als bei Männern. Daher ist der männliche Anteil schwächer, aber dennoch vorhanden und notwendig. Frauen, die ihren Animus unterdrücken oder aktiv bekämpfen, können oft ihre innere Balance nicht finden. Häufig zeigt sich dies in Form von Unselbstständigkeit und schwacher Urteilskraft. Wenn solche Frauen dennoch erfolgreich sind, basiert dieser Erfolg oft auf aggressivem Verhalten gegenüber anderen Frauen (deren männliche Seite sie erkennen, sie aber deswegen ablehnen) oder einem übermäßigen Konkurrenzdenken gegenüber Männern.
Wenn der Animus hingegen so stark gefördert wird, dass er die weiblichen Anteile der Persönlichkeit verdrängt, entsteht ein anderes Ungleichgewicht. Dies äußert sich meist in einem Gefühl der Unzufriedenheit und übertriebener Selbstsucht. Es führt dazu, dass diese Frauen ihre männliche Seite zu stark auf Männer projizieren und dadurch unrealistische Erwartungen entwickeln, die letztendlich enttäuscht werden.
Gelingt es einer Frau jedoch, den männlichen Aspekt ihrer Persönlichkeit zu akzeptieren und in einem ausgewogenen Maß auszuleben, nähert sie sich ihrer wahren Persönlichkeit. Dies führt nicht nur zu einer Beruhigung ihres Gemüts, sondern erleichtert auch den Umgang mit anderen Menschen, sowohl Männern als auch Frauen.
Selbstverständlich trifft das auch auf Männer zu. Im Gegensatz zu Frauen haben Männer oft Schwierigkeiten mit ihrer weiblichen Seite, der Anima. Auch wenn Männer überwiegend von Figuren der archetypischen Anima träumen, kann sich auch der Animus bemerkbar machen. Das, was über Frauen gesagt wurde, lässt sich ebenso auf Männer übertragen. Unterdrückt ein Mann Teile seines Animus oder schenkt ihm mehr Beachtung als seinen anderen Persönlichkeitsaspekten, gerät auch seine Seele aus dem Gleichgewicht.
Erscheinungsformen des Animus im Traum
Der Animus tritt im Traum immer als männliches Wesen auf. Es wäre jedoch voreilig, jeden Traum von einem Mann als Symbol für seelisches Ungleichgewicht zu interpretieren. Erst nach einer intensiven Auseinandersetzung mit den eigenen Träumen kann man feststellen, ob die Traumsymbole archetypischer Natur waren oder ob die Botschaft des Traumes möglicherweise einfacher war. Dennoch trägt jedes männlich konnotierte Traumsymbol, wie der Wolf, stets einen Anteil des Animus in sich.
Häufig erscheint der Animus tatsächlich als männliches Wesen. In seiner ursprünglichen Form, wenn man so sagen möchte, tritt er oft als gesichtsloser oder unbekannter Mann auf. Dieser Mann ist selten eine Erscheinung für sich, sondern verkörpert eine bestimmte Rolle, die auch mit bestimmten Eigenschaften verbunden ist.
Der Animus kann beispielsweise die Figur eines Königs annehmen, der weise und gerecht über sein Reich herrscht. Ebenso kann der Animus in einer negativ besetzten Rolle erscheinen, wie die eines Schurken, der häufig mit Hinterlist, Gier und Gewalt assoziiert wird.
Für die Deutung von archetypischen Traumbildern des Animus ist es wichtig, nicht nur den Animus zu identifizieren, sondern auch die Bedeutung seiner konkreten Erscheinungsform zu verstehen. Neben dem König oder dem Schurken gibt es weitere typische Animussymbole, wie den Intellektuellen, Krieger, Engel, Helden oder Abenteurer. In tierischer Gestalt tritt er häufig als Bulle, Pferd oder Hahn auf.