Inhaltsverzeichnis
In der Wachwelt können wir uns nur teilweise selbst wahrnehmen. Um unser Gesicht und den Großteil unseres Körpers, insbesondere unsere Rückseite, zu betrachten, benötigen wir einen Spiegel. Auch in unseren Träumen sehen wir uns selten von außen. Wenn wir uns selbst erblicken, geschieht dies häufig vor einem Spiegel. Obwohl Spiegelträume nicht sehr häufig vorkommen, verdienen sie besondere Beachtung, da sie bedeutungsvoll und komplex in ihrer Deutung sind.
In Kürze zu: Traumdeutung Spiegel / Spiegelbild |
---|
|
Das Traumsymbol Spiegel ist stets mit Selbsterkenntnis verbunden. Je nach Interaktion mit dem im Traum erscheinenden Spiegel, sowie dem, was oder wen man sieht und wie es dargestellt wird, ändert sich die Bedeutung.
Das Traumsymbol Spiegel deuten
Spiegelträume zählen zu den komplexeren Traumarten, deren Bedeutung nicht sofort ersichtlich wird. Dies liegt an den zahlreichen unterschiedlichen Interpretationsansätzen, die existieren. Es ist ratsam, sich intensiv mit seinen Spiegelträumen zu beschäftigen, da oft nur kleine Details entscheidende Hinweise auf deren wahre Bedeutung liefern.
Wie bei allen Träumen spielt auch bei Spiegelträumen der Traumkontext eine entscheidende Rolle. Je nach Kontext kann der gleiche Traum verschiedene Bedeutungen haben. Im Folgenden haben wir die bedeutendsten Deutungsmöglichkeiten von Spiegelträumen zusammengetragen.
Spiegel als Symbol für Selbsterkenntnis
Im Spiegel betrachten wir unser eigenes Abbild und sehen von innen auf unsere äußere Erscheinung. Doch wir haben auch die Möglichkeit, uns selbst in die Augen zu schauen, um einen Blick in unser Inneres zu werfen. Wir betrachten unser Selbstbild und unsere Identität buchstäblich. Daher wird der Spiegel häufig als Symbol für Selbsterkenntnis interpretiert.
Die Bedeutung von Spiegelträumen basiert auf der Deutung des Spiegelbilds. Es ist entscheidend, ob man sich selbst oder andere im Spiegel sieht und wie das Spiegelbild erscheint.
Das eigene Spiegelbild im Traum
Häufig ist das eigene Spiegelbild im Traum verzerrt oder verändert. Manchmal erkennt man das Spiegelbild als das eigene, doch es fällt schwer, sich darin wiederzuerkennen. Solche Träume weisen auf ein verzerrtes Selbstbild in der Realität hin. Der Träumende sollte hinterfragen, welche Eigenschaften verzerrt dargestellt werden und warum.
Oft erscheinen Eigenschaften, die man unterdrückt oder ablehnt. Der Traum fordert dazu auf, diese Persönlichkeitsanteile anzunehmen und zu hinterfragen, warum man ihnen gegenüber negativ eingestellt ist. Es könnten auch Eigenschaften sein, die zu stark ausgeprägt sind. Vielleicht lebt der Träumende seine Leidenschaft so intensiv aus, dass er unbemerkt anderen schadet. Der Traum kann dann die Botschaft enthalten, sich etwas zurückzunehmen.
Erkennt man sich klar im Spiegel, handelt der Traum möglicherweise von Selbstzweifeln. Der Träumende betrachtet sich und fragt sich aufgrund eigener Unsicherheiten, wie er von anderen wahrgenommen wird. Solch ein Traum ist oft eine Aufforderung, sich mit seinem Selbstbild und der Wirkung auf Außenstehende auseinanderzusetzen.
Wenn der Hintergrund des Spiegelbilds besonders auffällig ist oder sich von dem unterscheidet, was eigentlich zu sehen sein sollte, zeugt das häufig von Misstrauen. Der Träumende befürchtet, dass hinter seinem Rücken etwas geschieht, das er nicht wahrnimmt. Vielleicht ahnt er Betrug oder falsche Freunde. Ein auffälliger Hintergrund kann auch darauf hinweisen, dass der Träumende sich zu wenig um sich selbst kümmert, da er mehr auf das Umfeld als auf sich selbst achtet.
Ein Sonderfall tritt auf, wenn man regelmäßig von Spiegeln träumt. Abhängig davon, ob die Träume positiv oder negativ sind, kann man erkennen, ob man mit seinem Lebensweg zufrieden ist oder etwas ändern sollte. In der berühmten Rede von Steve Jobs an der Stanford University am 12. Juni 2005 sagte er:
„Das hat mich beeindruckt, und seitdem habe ich jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich gefragt: Wenn heute mein letzter Tag wäre, würde ich das tun wollen, was ich heute tun werde? Und wenn ich allzu oft mit Nein antwortete, dann wusste ich, dass ich etwas ändern musste.“
Obwohl Jobs‘ Rede keinen direkten Bezug zur Traumdeutung hatte, lässt sich dieser Gedanke gut darauf übertragen. Wer sich im Traum oft im Spiegel betrachtet und ein schlechtes Gefühl hat, sollte wohl sein Leben überdenken. Schaut man hingegen zufrieden in den Spiegel, ist man wahrscheinlich mit sich im Reinen.
Andere Personen als eigenes Spiegelbild
Es kann vorkommen, dass man im Spiegel nicht sich selbst, sondern eine andere Person sieht. Diese andere Person repräsentiert in der Regel nicht den realen Menschen, sondern steht symbolisch für Eigenschaften, die man mit ihr assoziiert. Diese Charakterzüge können sowohl positiv als auch negativ sein.
Der Träumende projiziert sich selbst auf diese Person, was bedeutet, dass es um Eigenschaften geht, die beide Menschen verbinden oder trennen. Ist die Person im Spiegel besonders ehrlich, könnte das bedeuten, dass man diese Ehrlichkeit bewundert und selbst gern so ehrlich wäre.
Erscheint der Traum insgesamt negativ, könnte man sich an dieser Eigenschaft stören und sollte sich fragen, warum – um beim Beispiel zu bleiben – Ehrlichkeit ein Problem darstellt. Ist man selbst zu ehrlich, was zu Nachteilen führt? Oder stört man sich daran, dass man es mit der Ehrlichkeit nicht immer genau nimmt, obwohl man das ändern möchte?
Eine einfache Interpretation von Träumen, in denen man eine fremde Person im Spiegel sieht, ist, dass man sich von seinem eigentlichen Selbst entfremdet hat. Man ist jemand, der man nicht sein möchte, und sieht daher im Spiegel eine fremde Person. Vielleicht hat man auch etwas getan, das man zutiefst bereut. Diese Reue zeigt sich als fremdes Spiegelbild, denn man hat „wie ein anderer Mensch“ gehandelt.
Der Spiegel als archetypisches Symbol für Tod
Spiegel gelten in vielen Teilen der Welt als Symbol des Todes. Diese Deutungsweise ist eher spiritueller Natur und basiert auf der Grundannahme, dass der Spiegel symbolisch auf eine andere Welt verweist. Im Spiegel erkennen wir uns selbst, aber was wir sehen, ist ein unwirkliches, nicht materielles Abbild, das nicht greifbar und stets verfälscht ist.
Wenn wir uns im Spiegel sehen, wird quasi eine Kopie von uns in den Raum projiziert, als würde sich ein anderes Ich aus einer fremden Dimension zeigen. Diese Dimension steht in der Traumdeutung für das Jenseits, in welches unsere Seele nach dem Tod unseres Körpers übergeht. Folgt man dieser Interpretation, sind Spiegelträume Träume, die von Tod oder verwandten Themen handeln. Um solche Träume zu deuten, sollte man sich mit dem Traumsymbol Tod befassen und auf kleinste Details wie Farben oder im Spiegelbild ungewöhnlich erscheinende Gliedmaßen achten.
Andererseits steht der Spiegel im archetypischen Sinne auch für das Leben an sich. Vieles in unserem Leben steht in einem Spiegelverhältnis zueinander. Als Beispiel kann man die neun Monate der Schwangerschaft heranziehen. Bis zum Tod vergehen im Schnitt fast 90 Jahre, also neun Jahrzehnte. Somit besteht ein Spiegelverhältnis zwischen den 9 Monaten vor der Geburt und den 9 Jahrzehnten, bis das Leben vorüber ist.
Diese Deutungsweise mag vielleicht etwas weit hergeholt erscheinen, aber es ist letzten Endes eine Tatsache, dass die Zeit im Mutterleib für die mentale Prägung des heranwachsenden Menschen von größter Bedeutung ist. Bezieht man die Deutung von geträumten Spiegeln als Symbol für Selbstreflexion hinzu, zeigen sich im Spiegeltraum das Leben, der Tod und der Zustand des Ichs.
Einige Theorien gehen davon aus, dass das gespiegelte Ich im Traum die reine Seele, das wahre Selbst darstellt. Man spricht sogar vom „eigenen Engel“ bzw. dem jenseitigen Ich, frei von körperlichen Lasten und Prägungen.
Trüber oder zerbrochener Spiegel
Träume von zerbrochenen Spiegeln sind überwiegend negativ. Da ein Spiegel für Selbsterkenntnis steht, bedeutet ein zerbrochener, dass etwas in der Seele des Träumenden zerbrochen ist oder dass er befürchtet, es könnte bald geschehen. Solch ein Erlebnis kann etwa eine Trennung oder der Verlust eines nahestehenden Menschen sein.
Ist der Spiegel nicht klar, sondern trüb oder blind, deutet dies auf ein schlechtes Selbstbild hin. Es wäre ratsam, mehr über sich selbst zu erfahren und zu entdecken, wer man wirklich ist.
Träume von Spiegeln in anderen Kulturen
In der arabischen Traumdeutung werden Spiegelträume ähnlich interpretiert. Betrachtet man sich selbst im Spiegel und ist gesund, verheißt dies erfreuliche Ereignisse, die Hoffnung geben. Ist man jedoch krank, werden Spiegelträume oft als Todesträume gedeutet. Zerbrochene Spiegel symbolisieren, wie im christlich-westlichen Kulturkreis, Ärger und Ungemach.
Ähnlich ist es in der persischen Traumdeutung. Träumt man von den Scherben eines zerbrochenen Spiegels, ist dies eine Warnung vor großen Verlusten, möglicherweise sogar vor dem Tod eines Familienmitglieds. Das eigene Spiegelbild signalisiert Hoffnung und gute Zeiten für den Träumenden und seine Familie.
Psychologisches / Gesellschaftliches
Seit ihrer Entdeckung üben Spiegel eine große Faszination auf die Menschen aus, da sie vorher kaum die Möglichkeit hatten, ihr eigenes Äußeres zu betrachten. Zwar erlaubten Wasseroberflächen bereits Reflexionen, doch erst der Spiegel ermöglichte es, überall ein glattes, ruhiges und nahezu unverfälschtes Bild von sich selbst zu sehen.
Die Symbolik des Spiegels war stets von einer Doppeldeutigkeit geprägt. Einerseits stand der Spiegel für Wahrheit und Selbsterkenntnis, andererseits verkörperte er oft Eitelkeit und Selbstverliebtheit. Schon in der Antike wurde das Spiegelbild mit der Seele in Verbindung gebracht. Das Spiegelbild eines Menschen stellt ein immaterielles Abbild dar. Es ist wie eine Kopie, erscheint jedoch, als wäre es in einer anderen Dimension.
Die Unfassbarkeit des Spiegelbildes führte zu der Annahme, dass es sich dabei um die Seele des Menschen handeln müsse. Man stellte auch fest, dass nur wenige Tiere ihr Spiegelbild erkennen konnten, was zu der Schlussfolgerung führte, dass Tiere keine Seelen besitzen. Dieser Mythos hat die Zeiten überdauert und ist in vielen Geschichten und Erzählungen präsent.
Ein Beispiel hierfür ist der 1897 veröffentlichte Roman „Dracula“ von Bram Stoker. Graf Dracula, ein Vampir ohne Seele, wird enttarnt, als jemand bemerkt, dass er kein Spiegelbild hat. Wer sich eingehender mit diesem Aspekt befassen möchte, kann hier mehr erfahren.