Inhaltsverzeichnis
Die Theorien und Hypothesen der Traumforschung zur Traumerinnerung basieren auf verschiedenen Trait- und State-Faktoren. Obwohl diese Faktoren klar benannt werden können, bleibt das Problem bestehen, inwieweit sie tatsächlich messbar sind und wie sie sich gegenseitig beeinflussen.
Je nach Art der Studie erzielen Traumforscher oft völlig unterschiedliche Ergebnisse, da der Aufbau und die Bewertung der Einflussfaktoren variieren. Dennoch zeigen die zahlreichen Forschungsergebnisse zumindest eine Tendenz auf, ob und in welchem Maße bestimmte Faktoren die Traumerinnerungen beeinflussen.
Einflüsse auf die Traumerinnerung und ihre Bedeutungen
Zahlreiche Studien der Traumforschung haben sich mit einzelnen Einflussfaktoren befasst. Interessanterweise ergeben sich bei einigen Faktoren weiterhin keine eindeutigen Ergebnisse, da die Schwankungen in den Forschungsergebnissen teilweise erheblich sind und die Schlussfolgerungen manchmal sogar widersprüchlich erscheinen.
Soziodemografische und genetische Faktoren
In Bezug auf die soziodemografischen und genetischen Faktoren, die die Traumerinnerung beeinflussen, gibt es derzeit nur wenige gesicherte Antworten in der Forschung. Einigkeit besteht darüber, dass Frauen mittleren Alters sich häufiger an ihre Träume erinnern als Männer. In anderen Altersgruppen scheint dieser Unterschied jedoch nicht zu bestehen.
Unabhängig vom Geschlecht gibt es keine gesicherten Erkenntnisse darüber, dass das Alter die Häufigkeit von Traumerinnerungen beeinflusst. Es ist lediglich gesichert, dass Kinder und Jugendliche sich häufiger an ihre Träume erinnern als ältere Menschen oder Personen mittleren Alters. Die Annahme, dass ältere Menschen häufiger Traumerinnerungen haben als jüngere, lässt sich nicht mehr halten, da die Ergebnisse in beide Richtungen stark variieren.
Aus sozioökonomischer Sicht wird festgestellt, dass die Anzahl und Qualität von Traumerinnerungen in wohlhabenden und gebildeten Gesellschaftsschichten höher sind als in sozial schwachen Schichten. Konkrete Erklärungen dafür gibt es bisher nicht, es könnte jedoch sein, dass Menschen aus diesen Schichten mehr Zeit und Interesse für ihre Träume haben und sich deshalb häufiger an diese erinnern.
In der Traumforschung herrscht Einigkeit darüber, dass keine Gene existieren, die die Fähigkeit zur Traumerinnerung beeinflussen. Auch wenn es hierzu nur wenige Studien gibt, kommen diese durchweg zu dem Ergebnis, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Traumerinnerungen und dem Verwandtschaftsgrad gibt, weder bei ein- noch bei zweieiigen Zwillingen oder Geschwistern.
Einflüsse von Persönlichkeitseigenschaft und –struktur
Individuelle Persönlichkeitseigenschaften und die Persönlichkeitsstruktur haben einen deutlich größeren Einfluss als objektiv feststellbare Faktoren wie Geschlecht, Alter oder genetische Abstammung. Dies stellt die Wissenschaftler vor Herausforderungen, da kein standardisierter Persönlichkeitstest die psychische Struktur jedes Studienteilnehmers umfassend erfassen kann. Dennoch eignen sich diese Tests, um bestimmte Grundmuster zu erkennen und zu sehen, welche psychischen Eigenschaften mit der Neigung zu bestimmten Träumen und der Häufigkeit von Traumerinnerungen in Verbindung stehen.
Intelligenz beeinflusst die Traumerinnerung nicht, auch nicht die verbale Intelligenz. Spezifische geistige Fähigkeiten können jedoch die Traumerinnerungen beeinflussen, vor allem qualitativ. Personen mit einer schnellen Auffassungsgabe erinnern sich oft an mehr Details ihrer Träume als andere. Ansonsten spielt der Bildungsgrad keine Rolle, sei es ein Raketenwissenschaftler oder jemand, der nur die Hauptschule abgeschlossen hat.
Der Einfluss des Gedächtnisses ist zweigeteilt. Einige Gedächtnisbereiche beeinflussen die Traumerinnerungen, andere scheinen fast irrelevant zu sein: Ein gutes Kurzzeitgedächtnis hat wenig Einfluss auf die Traumerinnerung, ebenso wenig ein ausgeprägtes verbales Gedächtnis. Viel bedeutender sind visuelle Fähigkeiten. Je ausgeprägter das visuelle Gedächtnis ist, desto häufiger werden Träume erinnert. Auch andere visuelle Eigenschaften tragen zur Traumerinnerung bei, wie eine gute visuelle Vorstellungskraft oder die Neigung zu Tagträumen.
Den größten Einfluss hat jedoch die menschliche Psyche. Dieser Bereich wurde in der Traumforschung intensiv untersucht, jedoch ohne feste Relationen zwischen Traumerinnerung und psychischen Eigenschaften nachweisen zu können. Dies mag widersprüchlich klingen, ist es aber nicht. Es zeigt, dass Psyche und Traumerinnerungen eindeutig zusammenhängen, jedoch keine absolut verlässlichen Aussagen darüber getroffen werden können, welche Eigenschaft sich wie auf welche Träume und die Erinnerungen daran auswirkt.
Beispielsweise haben Menschen mit einer generalisierten Angststörung häufiger Albträume als Menschen ohne diese Störung. Es ist jedoch nicht möglich, vom Auftreten von Albträumen direkt auf eine Angststörung zu schließen, und umgekehrt leiden nicht alle Menschen mit einer Angststörung unter Albträumen.
Die Forschung zeigt, dass Qualität und Quantität von Traumerinnerungen unterschiedlich stark durch bestimmte Persönlichkeitseigenschaften beeinflusst werden.
Positive Auswirkungen:
- Kreativität
- Geistige Offenheit
- Interesse an Träumen
- Emotionale Sensibilität
- Stressempfindlichkeit
- Psychische Probleme / Erkrankungen
Negative Auswirkungen:
- Desinteresse an Träumen
- Schlechtes visuelles Gedächtnis
- Fantasielosigkeit
- Generelle Sachbezogenheit
Einfluss von psychischen Störungen und Medikamenten
Es ist bekannt, dass psychische Störungen die Träume der Betroffenen beeinflussen. Ebenso wirken sich diese Störungen auf die Traumerinnerung aus. Psychisch kranke Menschen haben im Durchschnitt weniger Erinnerungen an ihre Träume als gesunde Personen. Dies gilt besonders für Menschen mit Depressionen. Zwar erinnern sich Depressive oft daran, dass sie geträumt haben, der Inhalt der Träume bleibt jedoch häufig verborgen. Der Grund dafür ist noch nicht vollständig geklärt.
Mögliche Erklärungen sind, dass die unangenehmen Trauminhalte verdrängt werden oder dass die Träume intensive emotionale und körperliche Reaktionen auslösen, die die Inhalte vergessen lassen. Den Betroffenen bleibt dann nur die Gewissheit, geträumt zu haben, was jedoch keine wirkliche Traumerinnerung darstellt.
Schädigungen des Gehirns beeinflussen ebenfalls die Fähigkeit zur Traumerinnerung. Eine dauerhafte Schädigung des Parietallappens kann dazu führen, dass man sich gar nicht mehr an Träume erinnert. Das Gleiche gilt für Schädigungen im Frontalbereich des Gehirns, die ebenfalls zum dauerhaften Verlust aller Traumerinnerungen führen können. Bei vorübergehenden und behandelbaren Schädigungen besteht jedoch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Traumerinnerung nach erfolgreicher Therapie zurückkehrt.
Auch Medikamente beeinflussen die Traumerinnerung, insbesondere solche, die das zentrale Nervensystem beeinflussen, wie Psychopharmaka. Je nach Krankheitsbild und Wirkstoff können die Auswirkungen positiv oder negativ sein. Es ist jedoch schwierig, genaue Vorhersagen zu treffen. Bei der Einnahme von Antidepressiva und anderen Psychopharmaka sollte man darauf vorbereitet sein, entweder intensiv an seine Träume erinnert zu werden oder fast keine Traumerinnerungen mehr zu haben. Dies gilt zumindest für die Anfangsphase einer medikamentösen Behandlung. Sobald das Gehirn sich auf den Wirkstoff eingestellt hat, normalisiert sich die Fähigkeit zur Traumerinnerung in vielen Fällen wieder.