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Monster gehören zu der Spezies, die irgendwo zwischen Mensch und Tier angesiedelt ist und seit Urzeiten Bestandteil der Kultur der Menschen ist. Vor allem als Kind sind wir sehr empfänglich für Geschichten, in denen Monster eine Rolle spielen. Häufig führen solche Storys zu Albträumen oder Nachtängsten.
In Kürze zu: Archetyp Monster / Ungeheuer |
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Die Angst, dass sich nachts ein gruseliges Monster unter dem Bett oder im Schrank versteckt und nur darauf wartet, dass wir einschlafen, um uns dann einen gewaltigen Schrecken einzujagen, kann bis ins Erwachsenenalter anhalten. Im Traum kann das Monster verschiedene Dinge symbolisieren, die im Folgenden näher erläutert werden.
Deutung von Monsterträumen
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei möglichen Deutungen von Monsterträumen. Da es sich bei einem Ungeheuer zumeist um ein Wesen handelt, dem wir nicht unbedingt freudestrahlend gegenüber stehen, sondern eher um ein furchteinflößendes Geschöpf, dessen Erscheinung und Existenz wir und kaum erklären können, symbolisieren sie stets etwas Unheimliches, welches Freud als das Unvertraute und zugleich Vertraute beschrieb. Unheimlich ist für Freud das, was gleichermaßen unvertraut und vertraut ist. Er begreift das Gefühl des Unheimlichen als eine bestimmte Form der Angst.
In diesem Sinne ist das Monster als Traumsymbol das, was der Träumende an sich selbst als unheimlich empfindet. Dies können beispielsweise bestimmte Verhaltensweisen sein oder bestimmte Dinge, über die er sich in der Wachwelt Sorgen macht. Das Ungeheuer symbolisiert eine negative Beziehung, die der Träumende zu sich selbst hat. Das Monster ist also immer ein Teil der eigenen Persönlichkeit, den wir entweder ganz bewusst ablehnen oder dem wir uns nicht bewusst sind bzw. ihn verdrängt haben.
Ein Traummonster bringt häufig die Ängste zum Ausdruck, die wir vor unseren eigenen Gefühlen und Trieben haben. Es kann den Träumenden auf mögliche Gewissenskonflikte oder unbewusste Persönlichkeitsstörungen hinweisen. Vor allem wenn Träume von Monstern als wiederkehrende Träume in Erscheinung treten, handelt es sich dabei um ein ernstzunehmendes Warnsignal, dem man auf den Grund gehen sollte. Vielleicht hat der Träumer vor kurzem ein Familienmitglied oder Mitmenschen verloren und verdrängt die Trauer einfach, statt sich dem Verarbeitungsprozess zu stellen. Vielleicht hat man jemanden betrogen und schleppt diesen Gewissenskonflikt mit sich herum.
Die Verfolgung durch das Monster
Ein häufiger Traum ist der, in dem man von einem unheimlichen Monster verfolgt wird. Das Monster symbolisiert auch hier bestimmte Situationen, Gefühle oder auch Personen aus der Realität, vor denen wir uns in irgendeiner Weise fürchten und die uns dann im Traum verfolgen. Häufig handelt es sich dabei um Ängste, Aggressionen, Schuldgefühle oder eine bestimmte Situation, der wir uns nicht gewachsen fühlen. Worum es sich genau handelt, kann schließlich nur der Träumer selbst wissen.
Wenn man im Verfolgungstraum sowohl Verfolger als auch Verfolgter ist, kann dies darauf hinweisen, dass man sich vor einer bestimmten Entscheidung in der Wachwelt fürchtet. Vielleicht steht man gerade vor der Entscheidung beruflich ins Ausland zu gehen, sich fest zu binden oder ganz im Gegenteil, sich zu trennen. Ebenso kann es sein, dass der Traum symbolisiert, dass man vor einem bestimmten Charakterzug seiner selbst davonläuft.
Je nachdem, ob sich der Abstand bei der Verfolgung verringert, vergrößert oder gleichbleibt, fällt die Deutung positiv oder negativ aus. Verringert sich der Abstand zwischen dem Verfolger und Verfolgtem, dann deutet dies darauf hin, dass sich das Problem in der Wachwelt verschlimmert und den Träumenden früher oder später einholen wird. Vergrößert sich der Abstand, bedeutet dies wahrscheinlich, dass das Problem kleiner wird und eine Lösung bereits in Sicht ist. Bleibt der Abstand gleich, heißt das, dass das Problem zwar bestehen bleibt, aber momentan nicht besonders akut ist.
Um Träume, in denen man von unheimlichen Wesen verfolgt wird zu behandeln, gilt eine einfache Regel: Sich dem Monster stellen. Mithilfe luzider Träume kann man lernen, das Traumgeschehen aktiv zu steuern. Auf diese Weise kann man sich dem Monster einfach stellen, sich umdrehen, ihm in die Augen schauen und fragen, was es will. Mit großer Wahrscheinlichkeit liegt hier der Schlüssel zu seinem Problem, welches im Übrigen meist gar nicht so furchteinflößend und unlösbar ist, wie einem das Monster im Traum weismachen will.
Wer im Traum mit einem Monster kämpft, ist mit seinen Gefühlen im Zwiespalt. In manchen Fällen kann der Kampf auch darauf hinweisen, dass man gegen eine Krankheit ankämpft. Besiegt man das Monster im Traum, dann steht eine Heilung dieser Krankheit bevor und das Traumbild gehört schon bald der Vergangenheit an.
Das Monster als Symbol für Urtriebe
Neben der symbolischen Bedeutung des Monsters als Angst vor sich selbst oder einer bestimmten Situation, die den Träumenden in der Wachwelt belastet, kann das Ungeheuer auch ganz bestimmte Urängste und -triebe symbolisieren, die den Menschen spätestens seit der Steinzeit innewohnen.
Das Monster kann sowohl die Angst vor dem Tod als auch kindliche Ängste darstellen. Es handelt sich um ein archetypisches Traumsymbol, welches die im kollektiven Unbewusstsein verankerten Urängste des Menschen personifiziert: die Angst vor dem Sterben, die Angst vor der Dunkelheit sowie die Angst vor dem Fremden.
Ungeheuer symbolisieren die Angst einerseits und unseren ungezügelten Triebe andererseits. Vor allem Fabeltiere oder anderweitig undefinierbare Wesen im Traum stehen häufig sinnbildlich für unseren animalischen Trieb, der uns nun mal natürlich innewohnt.
Ebenfalls von Bedeutung ist die Farbe des Monsters im Traum, denn sie kann Hinweise darauf geben, welches Problem das Wesen symbolisiert. Ein rotes Monster kann auf Zorn, Wut und Aggressionen hinweisen, während ein gelbes Ungeheuer auf Neid und Missgunst verweist.
Zuletzt kann das Monster im Traum erscheinen, wenn die Mutter oder der Vater abgelehnt werden oder man gerade dabei ist, sich von ihnen zu lösen, etwa nach Abschluss der Schule, beim Auszug oder im Falle des Todes eines Elternteils.
Monsterträume in anderen Kulturen
Da es sich bei dem Monster um ein archetypisches Traumsymbol handelt, fällt auch die Deutung von Monsterträumen in fast allen Kulturen gleich oder zumindest ähnlich aus und ist entsprechend negativ konnotiert.
Die islamische Traumdeutung sieht in dem Traum vom Monster einen Warntraum, der auf eine große Gefahr in der Wachwelt des Träumers aufmerksam macht. Er kann aber auch darauf hinweisen, dass man zu ängstlich ist in Situationen, in denen keinerlei Gefahr besteht.
Wer in Indien im Traum von Monstern bedrängt oder verfolgt wird, dem steht ein schweres Unheil in der Realität bevor. Gleiches gilt auch, wenn man das Ungeheuer einfach nur ansieht. Auch hier ist der Monstertraum also ein Warntraum.
Psychologisches / Gesellschaftliches
Monster, Monstrum, Ungeheuer, Ungetüm – es gibt viele Bezeichnungen für jene Wesen, die wir am meisten fürchten. Der Grund dafür ist, dass es sich bei den unerklärlichen Wesen meist um unnatürliche, besonders furchteinflößende und hässliche Untiere handelt, die dazu noch extrem groß, stark oder missgebildet sind.
Obwohl die Urangst vor Ungeheuern und mysteriösen Mischwesen bereits seit Menschengedenken besteht, man denke hier nur einmal an die zahllosen Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, in denen Wesen wie Bigfoot, Nessie oder Werwölfe ihr Unwesen treiben, fand der Begriff Monster erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch. Mary Shelley verwendete den Begriff Monster erstmalig in ihrem 1818 erschienenen Roman Frankenstein.
Im Traum kann das Monster in zahlreichen Formen erscheinen: als Fabelwesen oder furchteinflößendes Tier wie ein riesiges Krokodil oder eine haarige Spinne, als unheimlicher Geist oder Dämon, vielleicht sogar als Teufel, als Schattengestalt oder aber als Untoter, zum Beispiel als Zombie oder Vampir.
Wenn man nicht gerade vor dem Einschlafen einen gruseligen Monsterfilm gesehen hat, erschließt sich die Bedeutung von Monsterträumen aus dem jeweiligen Traumkontext. Welche Farbe hatte das Monster im Traum? Hat es mich verfolgt oder gegen mich gekämpft? Wirkte das Monster bedrohlich oder eher lächerlich? Wo ist mir das Monster begegnet und was wollte es von mir?
All diese Fragen können dabei behilflich sein, den individuellen Monstertraum zu interpretieren. Steckt hinter dem Monster eine begründete Angst vor sich selbst, einer bestimmten Situation oder Person? Habe ich Schuldgefühle, ein schlechtes Gewissen oder bin mit mir selbst nicht im Reinen? Oder steht das Ungeheuer einfach nur für eine unbegründete, kindliche Urangst oder die eigenen Triebe?
Letztendlich kann man bei Träumen von Monstern Entwarnung geben, denn auch wenn es ein real existierendes Problem symbolisiert, ist die Lösung desselben meist bereits im Traum enthalten. Dass das Ungeheuer im Traum so beängstigend erscheint, ist einzig und allein dem Fakt geschuldet, dass im Traum stets alles viel größer und übertriebener dargestellt wird, als es in der Wachwelt vermutlich ist.