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Luzide Träume | Klarträume

Klarträume

Was versteht man unter luziden Träumen?

Luzide Träume, auch bekannt als Klarträume, sind Träume, in denen sich der Träumende bewusst ist, dass er träumt. Man könnte sie als interaktive oder bewusste Träume bezeichnen, da der Träumende seine Sinne aktiv nutzt und die Handlung nicht nur beobachten, sondern auch beeinflussen kann.

Diese Träume treten hauptsächlich während der REM-Schlafphase auf, sind jedoch nicht darauf beschränkt. Es gibt zahlreiche Berichte über Klarträume, die während der Non-REM- oder NREM-Phasen auftreten.

Häufigkeit von luziden Träumen

Es wird angenommen, dass viele Menschen die Fähigkeit zum Klarträumen besitzen. Allerdings ist es schwierig, genau zu bestimmen, wann und wie oft diese Träume auftreten. Studien zeigen, dass zwischen 28 und 82 Prozent der Menschen angeben, mindestens einmal einen luziden Traum erlebt zu haben.

Die große Bandbreite der Ergebnisse ist auf die unterschiedlichen Studienmethoden zurückzuführen. So unterscheiden sich die Resultate, je nachdem, ob man zufällig ausgewählte Personen oder trauminteressierte Gruppen wie Psychologiestudenten befragt. Auch die Definition von Klarträumen und die Unterscheidung zwischen luzidem und prä-luzidem Traum spielen eine Rolle.

Unterscheidung zwischen normalen und luziden Träumen

Allein das Bewusstsein, sich in einem Traum zu befinden, reicht nicht aus, um diesen als luzid zu klassifizieren. Eine verbreitete Definition von Paul Tholey fordert, dass ein Klartraum sieben Merkmale aufweist:

  1. Der Träumende ist sich des Traumes bewusst.
  2. Der Träumende kann im Traum frei Entscheidungen treffen.
  3. Der Träumende ist geistig klar und nicht verwirrt.
  4. Der Träumende hat Sinneswahrnehmungen wie im Wachzustand.
  5. Der Träumende kennt seine Identität und seine Absichten.
  6. Der Träumende kann sich an den Traum erinnern.
  7. Der Träumende versteht die Bedeutung seines Traumes.

Es ist nicht erforderlich, dass alle Kriterien erfüllt sind, um von einem luziden Traum zu sprechen. Tholey betont, dass insbesondere die ersten vier Punkte entscheidend sind, während die letzten drei optional sind.

Prä-luzide Träume zeichnen sich durch eine geringere Klarheit aus. Der Träumende nimmt den Traum bewusst wahr und hat möglicherweise einen gewissen Einfluss, erreicht jedoch nicht das Maß an Bewusstsein, das für einen echten Klartraum erforderlich ist. Diese Klarheit verschwindet oft schnell, weshalb prä-luzide Träume als Vorstufe zum eigentlichen Klartraum gelten.

Kann man luzides Träumen erlernen?

Es gibt tatsächlich Methoden, um Klarträume zu induzieren. Einige dieser Techniken werden in der Psychotherapie verwendet. Die Idee dahinter ist, dass der Träumende im Klartraum Zugang zu seinem Bewusstsein hat. Durch das bewusste Erleben bestimmter Szenarien kann er körperliche und geistige Reaktionen darauf kontrollieren. Wiederholt man im Traum neue Reaktionen auf bestimmte Situationen, können sich diese in der Realität manifestieren.

Ein Beispiel ist der therapeutische Einsatz luzider Träume bei posttraumatischen Belastungsstörungen und Albträumen. In Zusammenarbeit mit einem Therapeuten werden luzide Träume initiiert, um in diesen neue Verhaltensweisen zu erproben. Der Patient kann so unterschiedliche Reaktionen testen, ohne reale Konsequenzen befürchten zu müssen. Mit der Zeit verankern sich diese positiven Erfahrungen im Bewusstsein und können im Wachzustand abgerufen werden.

Es gibt verschiedene Techniken zur Induktion von Klarträumen. Grundsätzlich lassen sich diese in zwei Kategorien einteilen. Eine umfasst Techniken, die Klarheit bewahren, indem der Träumende aus dem Wachzustand gezielt in den Traumzustand übergeht. Andere Techniken erreichen Klarheit erst im Traum, indem der Träumende lernt, anhand bestimmter Merkmale zu erkennen, dass er träumt. In der westlichen Welt werden Klarträume bewusst genutzt, doch auch im Buddhismus kommen sie zum Einsatz, um Einsichten in die geistige Natur zu gewinnen. Eine häufig angewandte Methode in dieser Philosophie ist das Traumyoga.

Erfahrungsbericht zum luziden Träumen

Hier möchte ich, der Verfasser dieses Artikels, meine persönlichen Erlebnisse mit luziden Träumen teilen, deshalb ist dieser Abschnitt in der Ich-Perspektive verfasst.

Träume faszinieren mich sehr, weshalb ich auch in der Redaktion von traeumen.org tätig bin. Besonders die luziden Träume haben mein Interesse geweckt. Ich träume generell viel, erinnere mich aber oft nur an Details. Mit der Zeit habe ich Techniken erlernt, um mich besser an meine Träume zu erinnern, und habe auch Methoden zum Erlernen des luziden Träumens ausprobiert.

Mein Erfolg war begrenzt, wohl weil ich nicht regelmäßig genug geübt habe. Dennoch hatte ich immer häufiger Träume, die ich für luzide hielt. Diese waren mir bewusst, und ich konnte sie beeinflussen.

Es war wie in einem Point-and-Click-Adventure-Spiel. Eine Szene begann, und ich konnte „klicken“, um Entscheidungen zu treffen. Beispielsweise träumte ich von mehreren Häusern und konnte eine Tür „auswählen“, um eine neue Szene zu betreten. Es war, als würde ich mich durch meinen Traum „klicken“, ähnlich wie in einem Videospiel. Diese Träume habe ich intensiv wahrgenommen und daher als luzide betrachtet.

Eines Nachts erkannte ich, dass es sich nur um präluzide Träume handelte, die sich zwar luzid anfühlten, es jedoch nicht waren. Doch dann hatte ich einen echten luziden Traum. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich konnte fliegen, die Umgebung gestalten und Städte nach meinen Vorstellungen bauen. Es fühlte sich real an. Ich möchte das Gefühl direkt an dich, lieber Leser, weitergeben.

Wie erkennt man einen echten Klartraum? Natürlich kann man Reality-Checks machen, aber es gibt auch ein anderes Wissen. Kennst du das Gefühl, etwas wirklich zu wissen? Ich vergleiche es gerne mit Autofahren. Wenn du an einem sonnigen Tag fährst, gibt es Lichtreflexionen, die dich fragen lassen, ob du geblitzt wurdest. Wenn es wirklich passiert, weißt du es einfach. Dieser Moment ist anders und schwer zu beschreiben, aber du wirst es spüren.

So ist es mit einem luziden Traum. Du erkennst, dass du im Traum bist, und dieses Wissen vergisst man nicht. Es überkommt dich ein Gefühl von Freiheit und Macht, fast göttlich.

Du kannst alles erschaffen, was du dir vorstellst, es gibt keine Grenzen. Wenn du es denken kannst, kannst du es im Traum umsetzen. Sei, wer du sein möchtest. Wenn du etwas anfasst oder isst, fühlst oder schmeckst du es. Du kannst die Zeit genießen, bis du aufwachst.

Diese Erfahrung war intensiv. Nach dem Aufwachen fühlte ich mich aufgewühlt, nicht wegen schlechten oder kurzen Schlafs, sondern weil mein Gehirn von diesem „Trip“ herunterkommen musste, da der Traum anstrengend war.

Diese einmalige Erfahrung möchte ich nicht missen. Mein Rat: Wenn du dich für luzide Träume interessierst, bleib dran. Auch wenn sich lange nichts tut oder du in präluziden Träumen bleibst, führt Übung zum Ziel. Man kann Klarträume nicht erzwingen, aber mit Übung die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Es lohnt sich wirklich.

Wenn du deinen ersten Klartraum erlebst, wirst du verstehen.

Luzide Träume in den Medien

Klarträume finden auch in den Medien Beachtung. Einige Beispiele:

Musik

  • 2002 veröffentlichte die amerikanische Band Dredg das Konzeptalbum El Cielo über Klarträume.
  • Aphex Twin wurde durch Klarträume zu vielen seiner Songs inspiriert.
  • 2008 behandelte die Band Franz Ferdinand das Thema im Song Lucid Dreams.

Literatur

  • 1994 veröffentlichte Michael Marshall Smith den Roman Only Forward (dt.: Starn, der Traumdetektiv).
  • 2008 erschien die Romantrilogie Wake von Lisa McMann, deren Protagonistin in Träume anderer Menschen eintauchen kann.

Film und Fernsehen

  • 1984: A Nightmare on Elm Street
  • 1999: Matrix
  • 2000: The Cell
  • 2001: Blue Sky
  • 2001: Waking Life
  • 2010: Inception
  • Serie: ED Staffel 3 Folge 17 – Captain Lucidity – Der Herr der Träume

Videospiele

  • Alan Wake
  • Sanitarium

Fachliteratur über luzide Träume

  • Klaus Henner Spierling: Der Klartraum und seine Anwendung zur Angstreduktion und Streßbewältigung im Traum. Mikrofiche-Ausgabe Tectum, Marburg 1997, ISBN 3-89608-750-9.
  • Thomas Yuschak: Advanced Lucid Dreaming – The Power of Supplements. 2006, ISBN 978-1-4303-0542-2
  • Brigitte Holzinger: Der luzide Traum. Phänomenologie und Physiologie. WUV, Wien 1994; 2. überarb. A. 1997, ISBN 3-85114-337-X

Weitere interessante Literatur über luzide Träume haben wir in unseren Top 10 zusammengestellt.

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